Körpersprache der Hunde
Hunde verstehen, ihre Körpersprache lesen und übersetzen ist die Grundlage für das Zusammenleben von Mensch und Hund. Katja Krauß und Gabi Maue, die Autorinnen von „Emotionen bei Hunden sehen lernen“, geben einen Überblick über die wichtigsten Zeichen, die Hunde aussenden.
Das Ausdrucksverhalten von Hunden umfasst neben den Kommunikationssignalen auch die Körpersprache und die Lautsprache. Es wird in seiner Gesamtheit zur Kommunikation benutzt und dient dem Ausdruck von Gefühlen und Befindlichkeiten nicht nur Artgenossen, sondern auch anderen Tierarten und uns gegenüber.
Kontaktaufnahmen begleiten
Situationen, in denen Hunde Artgenossen oder Menschen begegnen, brauchen je nach Gemütslage und den Erfahrungswerten des eigenen Hundes eine Einschätzung, ob Unterstützung benötigt wird und in welcher Form. Die Art der Hilfe sollte für den Hund verständlich sein und sich an dem orientieren, was der Hund gerade leisten kann. Sie soll die gegenseitige Beziehung und das Vertrauen fördern und nicht belasten.
Daran erkennt man emotionale Anspannung
Zu beachten sind rassetypische Ohren- und Rutenhaltungen oder Faltenbildung im Kopfbereich sowie anatomisch bedingte Körperhaltungen wie z. B. eine meist hohe Aufrichtung des Halses und des Kopfes bei Ringelruten. Steile Kniegelenkswinkel und gesundheitliche Einschränkungen der Gelenkfunktionen können zu einem steifen Gangbild und veränderter Körperhaltung führen, auch wenn der Hund entspannt ist. Hunde, die körperlich bedingt Anspannung in sich tragen, sind oft auch emotional angespannter.
Will er oder will er nicht?
Nähe oder das Wahren von Distanzen ist unserer Erfahrung nach eines der wichtigsten Themen von Hunden bei der Kontaktaufnahme. Wenn ein Hund keine Annäherung (und damit keinen Kontakt) wünscht oder um Distanz bittet, wird er seinen Körper eher weglehnen vom anderen Hund, seinen Kopf oder den Körper abwenden, um dies auszudrücken.
Ein Hund, der neutral sein möchte, wird seinen Körper auch neutral halten, um dies auszudrücken, d.h., er wird sich nicht extrem weglehnen, aber auch nicht offensiv in die Individualdistanz des anderen Hundes hineinlehnen. Er wird keinen fixierenden Blickkontakt ausüben und eher den Anschein erwecken, als sei der andere Hund nicht da. Das ist unter Hunden nicht nur ein neutrales, sondern auch höfliches Verhalten und kann durch minimale Verlagerung des Körperschwerpunktes, Abwenden des Blickes, leichtes Neigen des Kopfes, Veränderung der Ohrenstellung oder Rutenhaltung oder Biegung der Wirbelsäule sehr subtil gezeigt werden.
Hunde arbeiten sehr viel mit einer Verlagerung ihres Körperschwerpunktes entweder vom anderen Hund seitlich weggelehnt oder nach hinten verlagert zur Distanzvergrößerung, offensiv in den Individualbereich des anderen Hundes hineingelehnt bei einer Distanzverringerung.
Schwierig für viele Hunde sind Situationen, in denen sie sich frontal aufeinander zubewegen, besonders schwierig, wenn sie dabei noch angeleint sind. Gerade hier können wir sehr gut das Agieren beider Hunde beobachten. In welcher Entfernung werden bestimmte Signale schon gezeigt wie z.B. Schnüffeln am Boden und eine Orientierung zur Seite hin, um das direkte Aufeinanderzugehen zu vermeiden? Dass ein Hund diese neutralisierenden Signale zeigt, bedeutet nicht, dass er bei zu großer Nähe nicht doch aggressiv reagieren könnte.
Hunde kommunizieren miteinander Die Reaktionen sind abhängig davon, wie das Gegenüber antwortet, welche Erfahrungen beide Hunde haben und – gerade an der Leine – wie ihre Menschen mit den Informationen umgehen, die sie an den Hunden ablesen (können). Menschen können mit ihren Hunden an der Leine auch Bögen laufen, sich abwenden oder Distanz schaffen durch Splitten, denn all diese Verhaltensweisen werden von Hunden untereinander benutzt.
Bei Aufregung kann ein Stellen der Rückenhaare (Piloerektion) hinzukommen. Diese sogenannte „Bürste“ hat erst einmal keinen aggressiven Hintergrund, wie oft angenommen wird. Auslöser können starke positive wie negative Gefühle oder auch Kälte sein. Das Phänomen entspricht unserer Gänsehaut.
Kurzhaarige helle Hunde sind leichter zu lesen als lang behaarte dunkelfarbige Hunde. Hunde mit einer markanten Gesichtszeichnung werden meist von anderen Hunden besser gelesen als Hunde mit viel Fell im Gesicht. Allerdings kann es zu Problemen kommen bei Hunden, die nicht gerne fixiert werden, denn eine markante Zeichnung um den Augenbereich herum wirkt schnell fixierend.
Ausdruck von Gefühlen
Jeder Hund ist ein Individuum. Gefühle werden unterschiedlich stark gezeigt bzw. es werden bestimmte Signale bevorzugt oder seltener benutzt. Entsprechend ihres Wesens und ihres Temperamentes zeigen Hunde in ihrer Körpersprache eher zurückhaltendes oder offensives Verhalten. Eben wegen dieser Unterschiedlichkeiten können diese Signale von den Haltern auch sehr verschieden gedeutet werden.
Emotionen werden auch von Hunden empfunden und gezeigt. Aufregung, Freude, Ärger, Angst, Neugier, liebevolle Zuwendung, Anwandlung von Eifersucht, Neugier oder Enttäuschung sind Emotionen, die wir bei unseren Hunden alle schon wahrgenommen haben. Die Wissenschaft ist sich noch nicht darüber einig, ob Hunde auch Neid oder Reue empfinden und ob diese Gefühle ähnlich den unseren empfunden werden oder ob wir das zu sehr vermenschlichen.
Am Kopf kann man viel erkennen
Wenn wir uns veranschaulichen, wie viele kleine Muskeln am Kopf vorhanden sind, ist es nicht verwunderlich, dass Hunde sich gerade über die Gesichtsmimik sehr detailliert mitteilen können. Weiter oben im Text ist schon angedeutet, wie sich das Aussehen der Kopfdecke durch die Stellung der Ohren verändern kann.
Hunde sind wahre Meister darin, ihre Augen einzusetzen. Das Walauge, bei dem das Weiße des Augapfels sichtbar wird, ist je nach Situation als Distanzvergrößerung zu sehen: Wenn sich der Kopf nicht mehr zur Seite abwenden lässt, wird mit den Augen zur Seite geschaut. Es wird etwas im Auge behalten, das sich seitlich im Blickfeld befindet.
Blinzeln als Kommunikationssignal ist mittlerweile den meisten informierten Hundehaltern bekannt. Weniger wird auf die Augenform geachtet – ein weiches Auge (bei einem entspannten Hund) sieht anders aus als ein sehr gerundetes Auge bei einem aufgeregten Hund, ein angstgeweitetes Auge oder ein hartes Auge bei einem zornigen Hund.
Auch die Augenbrauen können Auskunft geben über die emotionale Lage eines Hundes. Hier lässt sich die Augenbrauenstellung des Menschen gut als Vergleich hinzuziehen und im Spiegel beobachten. Hunde können entspannte Augenbrauen zeigen, die inneren Augenbrauenwinkel ärgerlich/wütend zusammenziehen oder die Brauen erstaunt anheben. Auch Angst/Furcht zeigt Augenbrauen, die nach oben gezogen sind, haben aber das angstgeweitete Auge dabei.
Im Kontext mit Augen und Ohren geben die Mundwinkel und die allgemeine Faltenbildung am Kopf weiter Auskunft über die momentane Stimmungslage. Ein geschlossener Fang mit aufgestellten Barthaaren und angespannter Partie um den Fang herum drückt auch ohne das Zeigen von Zähnen starken Unwillen aus. Skepsis, Unbehagen werden oft durch Faltenbildung unter den Augen und um die Mundwinkel herum deutlich gezeigt. Auch das Aussehen der Zunge gibt Informationen darüber, wie sich ein Hund gerade fühlt.
Bei Schmerzen zeigen Hunde oft tiefe Faltenbildung unter den Augen und eher „verkniffene“ Gesichter. Bei Verärgerung und Zorn wird der Fang geschlossen, die gesamte Partie um den Fang herum ist sehr angespannt.
Der Einfluss der menschlichen Körperhaltung
Die Körperhaltung von Hunden wird oft auch durch unsere eigene Körperhaltung dem Hund gegenüber beeinflusst, denn letztendlich beantworten sie mit ihrer Körperhaltung unsere neutrale Haltung bzw. ein Vorlehnen in den Individualbereich. Hier haben wir bei körpersprachlich sehr sensiblen Hunden die Möglichkeit, durch unsere eigene neutrale und besänftigende Körpersprache beruhigend und nicht bedrohlich zu erscheinen.