Hundebegegnungen mit Welpen
Klar soll der Welpe später ein freundlicher Hund werden und mit anderen Hunden gut zurechtkommen. Doch worauf können Sie achten und wie können Sie Ihren Welpen darin unterstützen, damit dieser Wunsch auch Realität wird? Ulrike Seumel erklärt in diesem Artikel Dos and Dont’s für den Kontakt zwischen Welpen und anderen Hunden.
Der Welpe ist eingezogen und es soll später mit anderen Hunden gut funktionieren. Hier eine wichtige Botschaft: Es ist nichts Außergewöhnliches, dass ein Hund nicht unbedingt alle anderen Hunde liebt und alles gut findet, was sie machen. Oder lieben Sie alle Ihre Mitmenschen immer und zu jeder Zeit? Sie können aber einiges tun, damit Hundebegegnungen gut mit Ihrem Welpen funktionieren.
Wie oft braucht mein Welpe Hundekontakt?
Gemeinsam entspannender andere Hunde beobachten, kommt häufig zu kurz, ist aber eine wichtige Lernerfahrung für den Welpen. Foto: Julia SulzerLeider kann ich Ihnen keine konkrete Zahl nennen. Sie müssen dafür die Bedürfnisse Ihres Welpen beachten: Wie viel Kontakt möchte er? Nicht jeder Welpe will ständig andere Hunde kennenlernen. Ob es zu viel oder zu wenig ist, kann Ihnen ein:e gute:r Hundetrainer:in beantworten, der:die Ihren Welpen kennt. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie nach.
Wichtiger als die Menge an Hundekontakten ist die Qualität. Wenn der Welpe an einem sicheren Ort mit einem anderen, sozial kompetenten Hund Zeit verbringen kann, dann ist das mehr wert als 20 andere Hunde zu treffen, die ihn anknurren.
Was braucht eine gute Sozialisation?
Was wir erwarten: Ganz viel Spiel! Und ja, das ist wichtig. Welpen lernen viel im Spiel, besonders flexibel und angepasst auf den anderen Hund zu reagieren. Nur Spiel ist nicht alles für eine gute Sozialisation.
Andere Hunde beobachten: Andere Hunde beobachten und riechen können ist wichtig. Außerdem lernt der Welpe so, dass andere Hunde nicht immer aufregend sind. Er kann aus sicherer Entfernung beobachten und so verschiedene Hunde und ihr Verhalten kennenlernen.
Gemeinsam Hundesachen machen: Mit anderen Hunden unterwegs sein, muss nicht immer Spiel sein: Gemeinsam schnüffeln, über eine Wiese laufen, rumstehen und gucken – all das ist mit anderen Hunden möglich. Und es ist großartig, wenn Ihr Welpe das mit anderen Hundekumpels machen kann.
Gemeinsam entspannen: Das kommt fast immer zu kurz! Viele Welpen kennen nur Vollgas und wir Menschen finden das lustig und süß. Aber mit einem anderen Hund in der Nähe runterfahren und entspannen ist eine wichtige Fähigkeit. Es hilft dem Welpen, sich gut und sicher zu fühlen, wenn andere Hunde in seiner Nähe sind.
Ist Kontakt an der Leine okay?
Ja und nein. Für viele Welpen und auch ihre Menschen ist das noch zu viel. Es gibt auch Hunde, die das generell nicht mögen. Deshalb ist es wichtig, dabei achtsam zu sein. Ich persönlich finde es essenziell, dass Hunde lernen, dass es sicher und entspannt ist, auch an der Leine Kontakt zu haben – zumindest solange es Menschen gibt, die ihre Hunde zu meinem angeleinten Hund hinlassen. Deshalb ist es sinnvoll, Hunde darauf vorzubereiten.
Die Qualität der Hundebegegnungen ist viel wichtiger als die Quantität. Foto: Julia SulzerWoran erkenne ich, dass es zwischen den Hunden passt oder nicht?
Das erkennen Sie an der Körpersprache aller beteiligten Hunde. Achten Sie darauf, ob Ihr Welpe aus dem Spiel heraus zu Ihnen kommt und an Ihnen hochspringt, dann will er in der Regel weiter. Doch es gibt noch mehr Anzeichen, dass das „Spiel“ kein Spiel ist und dass Sie besser weitergehen sollten. Informieren Sie sich in Ihrer Hundeschule über die Körpersprache der Hunde.
Was tun, wenn es nicht passt?
Gerade bei Welpen ist es wichtig, dass Sie vor dem direkten Kontakt wahrnehmen, ob es passt. Das erspart Ihrem Welpen und dem anderen Hund schlechte Kontakte. Es ist völlig legitim, wenn Sie Ihren Welpen auf den Arm nehmen, den Welpen mit Futter weglocken oder durch eine hohe Stimme animieren, mit Ihnen mitzugehen.
Typische Fehler
1. Fehler: Mein Welpe muss alle Hunde kennenlernen
Nein, weil es nicht alle anderen Hunde und Menschen wollen. Außerdem geht es so auch öfter mal schief und Ihr Welpe lernt: Andere Hunde sind gefährlich.
2. Fehler: Welpenspielgruppe reicht aus!
Nein, weil Ihr Hund in den Gruppen nur andere Welpen kennenlernt und ausschließlich gespielt wird. Die Welpen lernen in schlecht geführten Welpenspielgruppen oft nur, dass ihre Grenzen überschritten werden und dass andere Hunde sehr aufregend und ab und zu sogar unangenehm sein können. Eine durchaus schlechte Kombination! Suchen Sie sich deshalb eine gute Hundeschule und fragen Sie nach, wie die Welpenspielgruppe abläuft.
3. Fehler: Das machen die unter sich aus! Welpenschutz gibt es nicht. Es ist Ihre Aufgabe, Ihren Welpen in solchen Situationen zu unterstützen und zu schützen. Foto: Christian Müller - Adobe Stock
Hier stellt sich die Frage: Was kommt dabei raus und was lernt Ihr Hund dabei? Es kann sein, dass der Welpe dabei verletzt wird. Es kann sein, dass der Welpe lernt, andere Hunde zu beißen. Das muss nicht sein! Wir bringen unsere Hunde in solche Situationen und deshalb sollten wir sie unterstützen – so wie sie es gerade brauchen.
4. Fehler: Meiner hat Welpenschutz!
Nein, hat er nicht. Gar nicht. Nie. Ein anderer Hund wird auf Ihren Welpen keine Rücksicht nehmen, weil er noch ein Welpe ist. Es ist Ihre Aufgabe, Ihren Welpen zu schützen und den anderen Hund vor Ihrem Welpen zu schützen.