Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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Geräuschangst

erschienen am 19. Februar 2018
Foto: pixabay.com
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Laute Geräusche lösen bei vielen Hunden Angst, Fluchttendenzen und Zittern aus. Wie sinnvoll dieses Verhalten ist und wie Sie Ihrem Hund helfen können, erläutert Tierärztin Dr. Katrin Voigt.

Wieso reagieren unsere Hunde auf Geräusche und ist das sinnvoll? 
 
Durchaus! Und zwar in vielfacher Hinsicht! Ein Beutegreifer wie der Hund kann durch ein sensibles Gehör Beutetiere ausfindig machen. Dies ist hilfreich auf der Jagd. Geräusche kündigen aber auch Gefahren an. Auf Geräusche zu reagieren ist eine natürliche, angeborene Verhaltensweise und für die meisten Lebewesen überlebenswichtig!
 
Auch wir Menschen erschrecken uns, wenn plötzlich die Tür zuknallt. Diese erste Schreckreaktion ist ganz natürlich! Das Lebewesen orientiert sich in Richtung des Reizes gefolgt von einem kurzen Erstarren. Nun werden die Weichen gestellt, wie mit dem Geräusch umgegangen wird. Wie war die bisherige Lernerfahrung mit diesem Reiz? Blitzschnell muss das Gehirn entscheiden, wie es weitergeht: Ist es sinnvoll zu flüchten oder kann doch erst einmal Erkundungsverhalten gezeigt werden? Oder ist sogar ein Angriff vonnöten?
 
Wie der Hund sich in dieser Situation entscheidet, hängt unter anderem davon ab, wie seine bisherigen Erfahrungen mit diesem Reiz waren. Darf z.B. der Jagdhund nach dem Schuss hinter dem Wild her, dann ist der Knall extrem positiv verknüpft . Knallt aber z.B. das Fenster zu und der Hund flüchtet aus dem Raum und schon ist es wieder ruhig, dann wird Flüchten in Zukunft seine bevorzugte Strategie sein! Eins sollten wir uns natürlich vor Augen halten: Die Menschenwelt ist extrem laut für unsere Hunde und damit auch sehr anstrengend!
 
Wie Geräuschempfindlichkeit zum Problem wird
 
Machen wir einen kurzen Ausflug in die Lerntheorie zur sogenannten Klassischen Konditionierung: ein bisher unbedeutender Reiz wird mit einem Reiz, der eine Schreckreaktion auslöst, verknüpft und wird nun zu einem Reiz, der selbst eine Schreckreaktion auslöst (ist also verknüpft worden). Was heißt das für unser Beispiel? Bleiben wir bei dem zuknallenden Fenster bei Durchzug. Wir erschrecken uns, wenn das Fenster zuschlägt, was wir aber vielleicht direkt mit verknüpfen, ist der vorhergehende Luft zug: Wenn es windig ist, könnte das Fenster zufallen, also zucken wir schon beim Luftzug zusammen. Und das ist das große Problem bei der Geräuschangst. Zunächst für den Hund unbedeutende Reize werden mit verknüpft und gewinnen somit an Bedeutung! Schauen wir uns ein anderes Beispiel an, das unseren Hunden häufig Probleme bereitet: Gewitter. Erst reagiert unser Schützling vielleicht nur auf den Donner, dann auf den vorausgehenden Blitz. Nach und nach werden immer mehr Umweltfaktoren verknüpft: der aufkommende Wind, Regen, dunkle Wolken, sich ändernder Luftdruck ...
Die Liste der potentiellen Angstauslöser wird von mal zu mal größer! Je länger die Geräuschangst unbehandelt bleibt, desto mehr unbedeutende Reize werden mit verknüpft. Das macht das Training immer schwieriger!
 
Training – was können wir tun?
 
Wir können den Hund auf vielfältige Weise unterstützen. Das erste und wichtigste Trainingsziel – übrigens nicht nur wichtig bei Hunden mit Angstproblematiken – sondern grundsätzlich anzuraten: Das Schaffen einer Sicherheitszone. Dies kann ein geräuschedämmendes Versteck wie z.B. Kisten, Kellerräume oder vielleicht sogar der Kleiderschrank sein. Es kann aber auch eine Zimmerbox als Rückzugsort aufgebaut werden. An diesem Ort passiert alles Angenehme. Hier gibt es Futter und Kauknochen, Streicheleinheiten, gemeinsame Interaktionen starten von hier. Wichtig: Dieser Sicherheitsplatz muss immer zugänglich sein! Wir möchten ja erreichen, dass sich der Hund hierher zurückzieht, wenn er sich gruselt!
 
dog 2314705Schlecken und Kauen kann helfen, von der Angst abzulenken. Foto: pixabay.comIhr Vierbeiner fürchtet sich aber eher auf dem Spaziergang und gar nicht so sehr zu Hause? Na, dann müssen wir Sie als Bezugsperson als sogenannte mobile Sicherheitszone aufbauen. Es gibt bestimmte Übungen, die entspannend wirken und die der Hund in Ihrer Nähe ausführen kann. Verhaltensweisen, die mit Dehnen der Muskulatur zu tun haben, wirken entspannend. Als Beispiel kann hier der sogenannte Diener, die Verbeugung, genannt werden. Der Hund hat die Vorderläufe und den Brustkorb am Boden liegen, wohingegen die Hinterbeine durchgestreckt sind und der Popo in den Himmel zeigt. Auch am Besitzer oder an einem Baum hochspringen und sich strecken – natürlich nur, wenn das für den Hundehalter in Ordnung ist –, ist eine entspannende Übung. Alternativ wirken auch Übungen entspannend, bei denen der Hund Druck auf seine Körperoberfläche erfährt. Hier kann beispielsweise ein Andrücken des Brustkorbs an das Bein des Hundehalters sinnvoll sein.

Diese Übungen werden erst unabhängig vom angstauslösenden Geräusch trainiert und später mit Hilfe einer Geräusch-CD verknüpft . Was soll der Hund lernen? Hört er sein angstauslösendes Geräusch, geht er in seine Sicherheitszone oder zu seiner Bezugsperson und führt die entspannenden Übungen aus.
 
Der Einsatz von Geräusch-CDs – sinnvoll oder nicht?
 
Apropos Geräusch-CDs. Ist der Einsatz wirklich sinnvoll? Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an Geräusch-CDs auf dem Markt, obwohl viele Hunde gar nicht auf das Gewitter oder die Schüsse aus der Konserve reagieren, im wahren Leben aber schon! Wieso brauche ich sie dann?

Das liegt eben daran, dass der Hund sich relativ schnell nicht nur vor dem Geräusch fürchtet, sondern alle flankierenden Umwelteinflüsse mit verknüpft werden. Aber irgendwo muss ich ja anfangen. Im besten Fall muss ich sowieso alle Komponenten trainieren, vor denen sich der Hund gruselt. Ein Beispiel: Ihr Hund hat Angst, wenn Sie staubsaugen. Für den Hund kann der Staubsauger selbst bedrohlich sein, auch wenn er ruhig in der Ecke steht. Dann ist das Geräusch häufig ein Problem und wenn sich das Ding dann auch noch bewegt, dann ist es ganz vorbei. Im Training würden Sie alle 3 Komponenten getrennt behandeln. Training am ausgeschalteten, still stehenden Staubsauger. Dann bewegt sich das Ding, ist aber immer noch ausgeschaltet. Die Geräusche entkoppele ich ganz komplett und nehme sie mir auf Tonband auf und trainiere. Erst dann packe ich alles wieder zusammen. Kurzum: der Gebrauch von Geräusch-CDs ist durchaus sinnvoll, wenn man einige Grundregeln beachtet. An erster Stelle muss auf alle Fälle stehen: Geräusch-CDs bitte so leise abspielen, dass der Hund keine Angstreaktion zeigt! Beginnen Sie mit kurzen Sequenzen. Verknüpfen Sie von Anfang an die CD mit erwünschtem Verhalten in der Sicherheitszone. Also bekommt der Hund beispielsweise einen Kauknochen oder Sie machen einige Dehn- und Entspannungsübungen mit ihm, während die CD läuft. Im Anschluss wird die CD sofort beendet. Für jegliche Übungen am Angstverhalten gilt: Der Hund sollte während der Trainingseinheiten nie Angst- oder Stressreaktionen zeigen! Nach und nach steigern Sie die Dauer wie auch die Lautstärke. Wobei beide Komponenten immer getrennt voneinander gesteigert werden sollten. Passiert es doch einmal, dass Ihr Hund ängstlich reagiert, gehen Sie sofort mit den Anforderungen zurück!
 
Nun kommt ein echtes Gewitter und trotz all des Trainings reagiert Ihr Hund mit ängstlichem Verhalten? Machen Sie ihm die bekannte Geräusch-CD an und beginnen Sie Ihr ganz normales Training. Sie werden sehen, er kann sich schneller beruhigen. Die Geräusch-CD ist zu einer Art Entspannungs-CD geworden.

Apropos Entspannung. Studien zufolge wirken klassische Pianomusik und Hörbücher entspannend auf Hunde. Weiterhin gibt es verschiedene ätherische Öle, die beim Hund entspannende Wirkung zeigen, z. B. Lavendel, Kamille und Orange. Auch das wäre eine prima flankierende Maßnahme! Bei den Duftstoffen ist darauf zu achten, dass sie für die empfi ndliche Hundenase verdünnt werden sollten.
 
Erste Maßnahmen – was tun, wenn sich der Hund das erste Mal erschreckt hat?  
 
Aus welchem Grund auch immer, einmal ist immer das erste Mal: Ihr Hund hat sich erschreckt oder fürchtet sich plötzlich. Was können Sie tun? dog 3026154Körperkontakt und Streicheln ist erlaubt, wenn es dem Tier hilft, mit seiner Angst fertig zu werden. Foto: pixabay.com
 
Bitte unterstützen Sie Ihren Hund, dass es ihm besser geht! Mag er in der Situation Sozialkontakt haben, dann geben Sie Ihrem Liebling Streicheleinheiten. Es ist doch eine perfekte Strategie, wenn der Hund lernt, sich zu seiner Bezugsperson zu flüchten, wenn er sich fürchtet! Natürlich sollte diese Interaktion so ruhig wie möglich ablaufen, um auch wirklich eine Unterstützung zu sein. Mag er nicht angefasst werden, dann gewähren Sie ihm auf alle Fälle Unterschlupf. Vielleicht kann sich Ihr Vierbeiner auch auf ein gemeinsames Spiel einlassen? Oder er nimmt eine Handvoll köstliches Futter? Auch das kann helfen, die Gemütslage zu verbessern. Ihr Hund möchte nur panisch wegrennen? Dann gehen Sie mit ihm aus der Situation, bis er sich wieder etwas beruhigt hat und bieten Sie ihm auch hier immer wieder Unterschlupf bei sich an! Flüchten ist tatsächlich eine ziemlich blöde Strategie. Aber einfach in der Situation zu bleiben, überfordert Ihren Vierbeiner sicherlich auch. Hier müssen wir tatsächlich erst einmal mit einem Kompromiss leben!
 
Einsatz von Medikamenten – sinnvoll oder übertrieben?
 
Wie wir bereits gelernt haben, breitet sich die Geräuschangst schnell auf andere Geräusche bzw. Umwelteinflüsse aus. Klar ist solange der Auslöser klar zu identifizieren ist, kann man relativ schnell gute Ergebnisse über Training erzielen. Besteht eine Geräuschangst allerdings schon sehr lange, hat sie sich in der Regel auf viele Auslöser ausgebreitet. Hier ist es schwierig, alleine mit Training zum Erfolg zu kommen. Außerdem leidet natürlich die Lebenssituation des Vierbeiners – Dauerstress ist die Folge. Und dass Stress nicht gesund ist, wissen wir Zweibeiner nur zu gut. Hinzu kommt, dass unter Stress Lernen nur eingeschränkt funktioniert. Hier sollte nicht lange gefackelt werden und gemeinsam mit einem Verhaltensmediziner die Möglichkeit einer unterstützenden Medikation besprochen werden.
 
ABER: Medikamente kommen hier wirklich nur unterstützend zum Einsatz! Sie machen erfolgreiches Training in schwierigen Situationen erst möglich!
 
Fazit: Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung von einem gut ausgebildeten Trainer oder einem Tierarzt mit Spezialisierung Verhaltenstherapie. Ihr Tier wird es Ihnen danken.
 

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Dr. med. vet. Katrin Voigt
Foto: Martin Bauschke

Zur Person

Dr. med. vet. Katrin Voigt studierte Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover und legte am Institut für Tierernährung Ihre Dissertation ab. Seit 2006 ist sie ausschließlich im Bereich Verhaltenstherapie zunächst für Pferde, Hunde und Katzen tätig. Seit Gründung des Hundezentrums Rhein-Main im Jahre 2009 liegt ihr Fokus ausschließlich auf den Hunden. Ebenfalls 2009 erlangte sie ihre Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie bei der Landestierärztekammer Hessen. Durch ständige Fort- und Weiterbildung erweiterte sie ihren Tätigkeitsbereich auf die Spezialisierungen Physiotherapie/ Physikalische Therapie und Osteopathie. Weiterhin ist sie Dozentin und Prüferin des Zertifi katslehrgangs zum/r Hundeerzieher/in und Verhaltensberater/in IHK.

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