Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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Darf´s einer mehr sein?

erschienen am 21. Oktober 2019
Foto: DoraZett - Fotolia.com
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Die Haltung von zwei oder mehr Hunden ist aktuell voll im Trend. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden zunächst mit dem Boom des Agilitysports und später den anderen neuen Sportarten vor allem Hundesportler zu Mehrhundehaltern. Es scheint aber auch so zu sein, dass heute wesentlich mehr Nichthundesportler zur Mehrhundehaltung neigen. Oft handelt es sich um aktive Tierschützer, die gerne mehreren Vierbeinern aus dem Tierheim oder von der Straße ein Heim unter ihrem Dach bieten wollen. Was es bei der Hundehaltung mit mehr als einem Vierbeiner zu beachten gilt, erläutern Rolf und Madeleine Franck.

Familienleben statt Rangordnung

Spricht man mit Haltern von Hundegruppen, meinen sie in der Regel, genau einschätzen zu können, wer in ihrem Rudel an welcher Stelle der Rangordnung steht. Bei kritischen Nachfragen widersprechen sie sich oft, weil zum Beispiel der vermeintlich Letzte in der Hierarchie dann doch das Sofa für sich beansprucht und es mit keinem Vierbeiner teilen möchte. Dafür lässt er sich von den anderen widerstandslos Spielzeug und Kauknochen wegnehmen, geht Konflikten aus dem Weg und hält sich bei der allgemeinen Begrüßungsfreude im Hintergrund. Was sagt uns das?

Die Dominanztheorie, nach der Hunde feste Rangordnungen bilden, die durch Privilegien und Gesten demonstriert werden, war schon vor über fünfzehn Jahren ein Auslaufmodell. Weder für das Zusammenleben von Hunden untereinander noch für die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist sie passend. Schon lang propagieren wir, das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund als Eltern-Kind-Beziehung zu sehen. Hunde werden im Vergleich zu Wölfen niemals erwachsen und brauchen lebenslang Elternfiguren. Das hochentwickelte Säugetier Mensch zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten aus und fühlt sich einfach gut dabei, wenn es sich um ein anderes Wesen kümmern kann.

Die Rolle als Elternfigur kommt modernen Hundehaltern sehr entgegen, denn sie wollen ihr Tier als Partner sehen und nicht als Befehlsempfänger. Viele Dinge des Alltags erklären sich durch das Eltern-Kind-Modell von selbst. Gute Eltern geben ihren Kindern Liebe, Nähe und Geborgenheit, schützen sie vor Gefahren, ignorieren sie nicht, wenn sie Angst haben, und sorgen für Erziehung und gute Umgangsformen. Wenn nun Mehrhundebesitzer diese Elternrolle erfüllen wollen, was bedeutet das für die Hunde untereinander, die in der gleichen Familie leben?

Wir empfehlen, sie als gleichberechtigte Geschwister zu sehen und zu behandeln. Sie haben individuelle Bedürfnisse und Talente und entwickeln individuelle Beziehungen zu jedem (zwei- und vierbeinigen) Familienmitglied. Sie haben unterschiedliche Vorlieben und es gibt Dinge oder Verhaltensweisen, die ihnen mehr oder weniger wichtig sind, zum Beispiel auf dem Sofa zu liegen, das Spielzeug zu haben oder als erster seinen Menschen zu begrüßen. Und genauso haben sie ihre Schwächen und es gibt Situationen, mit denen sie schlechter klarkommen als die übrigen Hunde.

Hund-Hund-Beziehungen

Für viele Hundehalter spielt es eine wichtige Rolle, mit einem weiteren Hund die Lebensqualität ihres Ersthundes bereichern zu können. Im Idealfall entwickeln sich beste Freundschaft en zwischen den Hunden einer Familie, ein Kumpel zum Spielen ist nun immer zur Stelle.

Unserer Erfahrung nach haben viele Hunde tatsächlich gar kein so großes Interesse an einem ständigen Kontakt mit anderen Hunden. Sie finden es vielleicht noch okay, mit anderen gemeinsam spazieren zu gehen, möchten aber zuhause doch lieber ihre Ruhe haben. Dies sollte man nicht nur bei der Auswahl eines weiteren Hundes berücksichtigen, sondern vor allem bei der Organisation des Alltags. Beziehungen zwischen Hunden können nicht nur bereichernd sein, sondern genauso gut zur ständigen Belastung werden. Und ob sie dem Wohlbefinden des einzelnen Hundes eher zuträglich sind oder nicht, hängt sehr stark vom Einfluss der „Eltern“ ab.

Familienfrieden Fotolia 120959247 Subscription Monthly M edited 1Streit gibt es in den besten Familien. Diesen zu schlichten und ein friedliches Zusammenleben zu fördern, ist Aufgabe der „Eltern“. Foto: dmussman - Fotolia.com

Betrachtet man das Verhalten der Hunde untereinander nur durch die Rangordnungsbrille, kann das im schlimmsten Fall die Beziehungen ruinieren. Nicht selten erleben wir, dass einzelne Hunde in ihrem Alltag ständigem psychosozialem Stress ausgesetzt werden. Die Gefahr ist groß, dabei zuzuschauen, wie einer der Hunde unterdrückt wird, weil der vermeintlich ranghöhere seine Privilegien durchsetzt. Sieht man die Hunde dagegen als Geschwister, fällt es den meisten Besitzern leichter, intuitiv zu reagieren und Einfluss zu nehmen.

Wir stehen auf dem Standpunkt, dass Hunde nichts mit Streit „unter sich klären müssen“. Im Gegenteil: Sie sollen nicht lernen, Konflikte auszutragen, sondern diese zu vermeiden und ihnen aus dem Weg zu gehen. Damit das Zusammenleben möglichst harmonisch abläuft , sollte von Anfang an Wert auf einen freundlichen Umgangsstil gelegt werden.

Ein klassisches Beispiel dafür, wie der Familienfrieden in Gefahr gerät, ist der Einzug eines neuen Welpen. Viel zu oft erwartet dann der Besitzer, dass sein Ersthund sich an der Erziehung des kleinen Kerls beteiligt, eine Aufgabe, von der die meisten erwachsenen Hunde überfordert sind. Entweder sie sind viel zu nett und lassen sich alles gefallen oder sie wollen mit dem Welpen nichts zu tun haben und reagieren über. Eine weitere Variante wäre, dass sie sich zwar lange alles gefallen lassen, aber dabei mit der Zeit so genervt werden, dass sie schließlich doch überreagieren. In allen diesen Fällen ist es fraglich, ob die Beziehung zwischen beiden Hunden langfristig positiv verläuft.

Alltagsgestaltung

Fotolia 152276636 Subscription Monthly XXL edited 2Ansprechpartner für jeden Hund sollte der Mensch sein. Eine gute Bindung ist dafür unerlässlich. Foto: DoraZett - Fotolia.comDass die Beziehung und vor allem die Bindung zwischen Mensch und Hunden wichtiger werden als die Bindungen, welche die Vierbeiner untereinander eingehen, ist nicht selbstverständlich. Ob sich ein Neuzugang von sich aus eher am Menschen oder am anderen Vierbeiner orientiert, hängt vom Hundetyp und seinen Vorerfahrungen ab. Wie gut wurde er mit Menschen sozialisiert, wie stark seine Aufmerksamkeit auf Hunde geprägt, wer war bisher wichtig für ihn und mit wem hat er positive Erfahrungen gesammelt? Die Reaktionen des oder der anderen Hunde im Haushalt und die Anstrengungen des Hundebesitzers beeinflussen, was letztendlich daraus wird. Für einen möglichst unkomplizierten Alltag ist es aus unserer Sicht sinnvoll, dass der Mensch die wichtigste Rolle für jeden einzelnen der Hunde spielt und nicht ein anderer Hund.

Bindung entsteht vor allem durch Nähe, Kuscheln und gemeinsame Erlebnisse sowie durch wildes, ausgelassenes Spiel. Nicht nur aus diesem Grund ist es vor allem im ersten Lebensjahr sinnvoll, wildes Herumtoben und freien Kontakt der Hunde untereinander einzuschränken. Spiel und Spaß sollte der junge (genau wie jeder erwachsene neu dazu gekommene) Hund vorwiegend mit seinem Menschen erfahren. Viele getrennte Spaziergänge und Aktivitäten alleine festigen zum einen die Beziehung und verhindern zum anderen, dass unbemerkt Probleme entstehen. Vor allem Erfahrungen zur Sozialisation und Umweltgewöhnung sollte unbedingt jeder Hund für sich alleine machen.

Alle die kleinen und größeren Probleme, die sich bei der Einzelhundehaltung auft un, werden mit jedem weiteren Hund zur echten Herausforderung. Ein einzelner Hund, der zum Beispiel zu viel bellt, ist meist noch einfach zu beeinflussen. Wenn aber fünf Hunde Spaß am Kläffen haben, wird’s schwierig. Als Erziehungsberechtigter einer Hundeschar heißt also das Motto: Wehret den Anfängen. In allen Situationen, die zu erhöhten Erregungszuständen führen können, sollte die Gelassenheit und das erwünschte Verhalten ausgiebig geübt und belohnt werden.

Erziehung in der Gruppe

Einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmung und Erregbarkeit einer Hundegruppe hat unserer Einschätzung nach der erste Hund. Er wird oft unsinnigerweise als Rudelführer gesehen, spielt aber eher die Rolle des ältesten Bruders Fotolia 220245225 Subscription Monthly M edited 1Jeder Hund sollte einzeln trainiert werden, damit im Alltag Kontrolle möglich ist. Foto: Martin Schlecht - Fotolia.combeziehungsweise der ältesten Schwester. Ist er gelassen und wohlerzogen, bietet er jedem weiteren Hund ein gutes Vorbild und überträgt so seine guten Eigenschaften auf die gesamte Gruppe. Bevor man sich also für den zweiten Hund entscheidet, wäre es daher sinnvoll, den ersten einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Je mehr er dem beschriebenen Ideal entspricht, desto besser. Je weniger er diese Qualitäten besitzt, desto mehr sollte man sich ihm widmen, an seiner Erziehung, Abgeklärtheit und Selbstbeherrschung arbeiten. Natürlich muss dieser „Schlüsselhund“ nicht perfekt sein, aber je mehr er es ist, desto leichter wird die Mehrhundehaltung und desto freier ist man bei der Auswahl des neuen Vierbeiners.

Sinnvollerweise sollten die Hunde zunächst einzeln trainiert werden, damit das Bravsein in der Gruppe überhaupt funktionieren kann. Alle Grundübungen wie Bleiben, Leinegehen, Abrufen und das Unterlassungswort sollten einzeln klappen und dann möglichst in der Gruppe abgesichert werden.

Besonders wichtig ist es, dass alle Hunde ihren Namen und den der anderen kennen, damit man sie einzeln ansprechen kann. Dies lässt sich sehr einfach üben, indem man in der Gruppe reihum einzelne Leckerchen füttert. Jeder Hund, der gerade dran ist, wird vorher mit Namen angesprochen. Dieses Namensbewusstsein hilft zum Beispiel beim Einsatz des Unterlassungswortes, damit klar ist, dass nur der jeweilige „Übeltäter“ gemeint ist. Sensible Hunde sollten wenigstens gelobt, wenn nicht sogar belohnt werden, wenn mit einem anderen einmal ernsthaft geschimpft werden muss. So manches Seelchen wird zum Beispiel regelrecht depressiv, weil der freche Welpe immer in seiner Gegenwart zurechtgewiesen wird.

Gelassenheit und Selbstkontrolle gehören zu den grundlegenden Eigenschaften, die fortlaufend geschult werden sollten. Neben gemeinsamen Bleibübungen ist dazu das Training an Futter- und Spielkontrolle sehr hilfreich. Beide stellen einfache Beispielsituationen dar, in denen die Vierbeiner lernen sich zu beherrschen.

Spielkontrolle üben wir, indem wir den Hunden ein Spielwort beibringen, welches sie zum Zerrspiel einlädt. Nur dieses Hörzeichen gestattet es dem Hund, ins Spielzeug zu beißen, auf ein „Aus“-Signal hin muss sofort losgelassen werden. Wenn beides bei den einzelnen funktioniert, übt man das abwechselnde Zerrspiel in der Gruppe. Anfangs indem die anderen Hunde liegen bleiben müssen, während jeweils einer mit Namen und Spielwort zum Tauziehen aufgefordert wird. Später sollten die anderen auch ohne Bleibübung brav warten können, bis sie dran sind.

Mehr Hunde, mehr Glück?

Fotolia 184561508 Subscription Monthly XL edited 1Eine echte Großfamilie mit Kind(ern) und Hund(en) bedeutet viel Arbeit, aber auch viel Freude. Foto: sergo321 - Fotolia.comDie meisten Mehrhundebesitzer würden dies vermutlich unterschreiben. Doch es gibt auch mehr als genug Fälle, in denen das Familienleben alles andere als bereichernd verläuft. Abgesehen von „einfachen“ Erziehungsproblemen oder durch Stimmungsübertragung und Gruppendynamik verstärktes Problemverhalten sind es vor allem Spannungen zwischen den Hunden, die allen Beteiligten an den Nerven zehren. Für akute Konflikte gilt, diese so schnell wie möglich zu entschärfen und eine Eskalation zu verhindern. Dazu sollten die Situation unter die Lupe genommen und die Konfliktauslöser beseitigt werden, oft ist eine vorübergehende Trennung der Hunde sinnvoll, bis sich alle wieder beruhigt haben. In diesem Zusammenhang kann der Hormonstatus der einzelnen Hunde eine wichtige Rolle spielen. Prinzipiell sollten sich alle Geschlechterkonstellationen gut vertragen, wenn von Anfang an auf einen freundlichen Umgangsstil geachtet wird.

Mehr Hunde bedeuten mehr Verantwortung, mehr Arbeit, mehr Kosten, mehr Dreck, mehr Haare – und mehr Glück. Wir selbst sind eine klassische Patchworkfamilie, neben Kind, Kater und Pferd leben mit uns zwei Border Collies, ein Sheltie und ein Miniaussie. Wir möchten auf keinen einzelnen von ihnen verzichten, denn sie sind mehr als nur unsere Freizeitpartner, sie sind unsere Familie. Trotzdem stellen wir regelmäßig fest, wie unkompliziert es doch ist, mit nur einem Hund unterwegs zu sein. Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass sie manchmal einzeln vielleicht besser dran wären, weil sie von allem mehr bekommen würden, mehr Aufmerksamkeit, mehr Streicheleinheiten, mehr Training… Aber muss eine Familie immer perfekt sein? Das ist bei uns sicher niemand, aber glücklich schon.

 

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Gerd Köhler
Foto: Madeleine Franck

Zur Person

Rolf C. Franck Dipl. CABT, ist der einzige deutsche Inhaber des Diploms in Heimtierverhalten und -training am Zentrum für angewandte Verhaltenskunde (COAPE Institut, England), hat etwa 25 Jahre Erfahrung in der Hundeausbildung und ist als professioneller Verhaltensberater tätig. Gemeinsam mit Madeleine Franck leitet er die Partnerschule für Mensch und Hund in der Nähe von Bremen. Unter dem Namen Blauerhund® veranstalten sie Ausbildungskurse, Fortbildungsseminare und Vorträge für Hundebesitzer und Trainer, in denen es immer auch darum geht, Hunde emotional zu verstehen und zu trainieren.

Kontakt

www.blauerhund.de

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