Training gut strukturieren mit dem Trainingsplan
Als Kunde einer guten Hundeschule wird man oft mit ihnen konfrontiert, Hundetrainer sollten tausende davon im Kopf haben: Trainingspläne – die strukturierte Lernhilfe für Hund und Halter. Ariane Ullrich erläutert, was einen guten Trainingsplan ausmacht.
Ein guter Trainingsplan strukturiert das Training so, dass es nur erfolgreich sein kann. Es ermöglicht dem Trainer, in kleinen Schritten seinen Hund zu lehren und jederzeit ganz individuelle Änderungen vorzunehmen. Im Trainingsplan sind alle Punkte enthalten, die erfolgreiches Training ermöglichen, und er bietet jedem Team die Möglichkeit, an dem Punkt (neu) einzusteigen, an dem sein individueller Hund gerade ist. Mit Hilfe von vorher durchdachten Zielen, den bekannten Voraussetzungen, Überlegungen zu Lernmethode und Einsatz von Verstärkern, werden Fehler minimiert und das Training strukturiert, logisch und schrittweise vorbereitet.
Und wenn man einen Film des gewünschten Verhaltens während des Lesens im Kopf sieht und der zwölfjährige Nachbarsjunge versteht, was zu tun ist, dann ist der Trainingsplan gelungen.
Die Lernzieldefinition
Ein guter Trainingsplan beginnt mit der genauen Lernzieldefinition. Was soll der Hund wann, wo, wie, eventuell mit wem, wie lange und wohin tun?
Ein Beispiel: Der Hund soll mit dem Hintern den Boden berühren (sich hinsetzen), sobald er das Wort „Sitz“ von seinem Halter hört. Das soll er sofort tun und an der Stelle, an der er das Signal gehört hat. Er soll dort solange sitzenbleiben, bis der Halter ein neues Signal gibt.
Es ist wichtig, das Trainingsziel zu verschriftlichen, denn Hunde lernen viel mehr, als wir denken, und das Lernziel ist nicht erreicht, wenn der Hund noch meinen erhobenen Finger oder meinen Blickkontakt benötigt.
Voraussetzungen
Was muss ein Hund können, um mein Lernziel zu erreichen? Je nach Aufgabe sind verschiedene Fähigkeiten notwendig. Beginnt das Training nicht am Anfang, muss definiert werden, welches Wissen beim Hund schon vorhanden ist. Ein Beispiel: Der Hund nimmt Futter oder Spielzeug als Verstärker. Er kennt ein Markerwort. Er ist gesund genug, um die Bewegung auszuführen usw.
Lernmethode und Trainingsaufbau
Die Lernmethode sagt, wie der Hund verstehen soll, was geschieht. Gewöhnlich nutzt man hier das Lernen über Konsequenzen eines Verhaltens, also die instrumentelle Konditionierung, sowie die klassische Konditionierung, um ein Signal einzuführen. Zudem überlegt man, wie man den Hund zum gewünschten Verhalten bringen kann. Lockt man ihn mit Futter, belohnt man ihn einfach, wenn er sich zufällig setzt, nutzt man das Freeshaping mit dem Clicker oder macht man es einfach vor, in der Hoffnung, der Hund setzt sich hin? Eine klare Vorstellung über den Trainingsaufbau ist wichtig, um schnell erfolgreich zu sein. Ein Beispiel: Für das Sitzen auf Signal nutzen wir das Locken mit Futter und Formen das Verhalten schrittweise heraus.
Verstärker und Strafen
Wie reagiert man, wenn der Hund etwas richtig macht, und was macht man, wenn er falsch liegt? Verstärker und Strafen bestimmen darüber, ob ein Hund sein Verhalten wieder zeigt oder es bleiben lässt. Ein Beispiel: Für das Sitzen nutzen wir positive Verstärker in Form von Futter und Freilauf (Leine lösen).
Signale
Signale sind all die Dinge, die dem Hund sagen, dass sein Handeln eine Konsequenz hat. Hunde lernen viel mehr Signale, als wir oft bedenken. Dazu gehören neben den bewussten Signalen, wie dem Wort oder Pfiff, vor allem unbewusste Signale, wie die Körperhaltung, der Griff in die Leckerchentasche oder auch der Ort. Ist man sich seiner Signale nicht bewusst, entstehen Fehler, die nachher nicht zum gewünschten Ziel führen.
Ein Beispiel: Beim Sitzen soll das Signal das Wort „Sitz“ sein. Keine Rolle spielen soll meine frontale Stellung zum Hund, das Anschauen, die Entfernung zum Hund und mein anfängliches Hilfssignal, der erhobene Zeigefinger. All diese müssen im Laufe des Trainings schrittweise abgebaut werden.
Hilfsmittel und Lernsituation
Hier kommt alles hinein, was notwendig ist, um beginnen zu können. Zum Beispiel Halsband/Geschirr und Leine, wenn nötig, Näpfe, Pylonen etc. Die Lernsituation beschreibt Ort und Ablenkungsgrad, der vor allem zu Beginn sehr gering sein soll und im Laufe des Trainings zunimmt.
Lernschritte
Erst jetzt kommt die genaue Beschreibung des Aufbaus jedes einzelnen Schrittes. Hier zeigt sich, ob der Trainer den Film im Kopf darstellen kann. Wichtig ist hier, zu beschreiben, was der Halter wo genau tut, welchen Bewegungsablauf der Hund ausführen soll, wann genau der Verstärker kommt und wann man zum nächsten Trainingsschritt übergeht. Je kleiner die Trainingsschritte sind, die man sich überlegt, desto sicherer kann ich damit umgehen, wenn der Hund etwas nicht schafft oder viele Schritte überspringt.
Ein Beispiel: Der Hund befindet sich im Umkreis von ca. 1 m bei mir. Ich halte ihm ein Leckerchen direkt an die Nase und führe es langsam senkrecht nach oben. Sobald der Hund mit der Nase folgt, schiebe ich es leicht in Richtung seines Hinterkopfs. Sobald der Hund beginnt, seinen Hintern zu senken, gebe ich das Leckerchen frei. Das wiederhole ich an drei verschiedenen Orten je fünfmal nacheinander. Führt der Hund das Verhalten zuverlässig aus (4 von 5 Mal bzw. in mindestens 80 % der Übungen), gehe ich zum nächsten Trainingsschritt über.
Und weiter
Nun kommen nacheinander alle Trainingsschritte, die dazugehören. Das grobe Konzept zum Aufbau eines Verhaltens ist oft ähnlich:
- Das erwünschte Verhalten muss wenigstens im Ansatz auslösbar sein. Zum Beispiel durch Locken, im Spiel, Nachahmen oder andere Methoden mit möglichst wenig Hilfssignalen.
- Kann ich 100 Euro wetten, dass der Hund dieses Verhalten gleich zeigen wird (weil ich es auslösen kann), gebe ich mein Signal, kurz bevor er das Verhalten zeigt. So verknüpft der Hund, dass das Signal ihm die Möglichkeit eröffnet, etwas zu verdienen.
- Ort und Positionen sollten spätestens jetzt immer wieder verändert werden, um unbewusste Signale zu vermeiden.
- Hilfssignale, wie der erhobene Zeigefinger, werden schrittweise abgebaut.
- Dauer, Schnelligkeit, Entfernung zum Besitzer werden eingebaut.
- Die Qualität der Belohnung wird der Qualität des Verhaltens angepasst. Je schöner/schneller/länger das Verhalten, desto besser die Belohnung.
- Ablenkung wird eingebaut. Das sind vor allem Gerüche, andere Hunde und noch mehr Schönes, das in Konkurrenz zur möglichen Belohnung steht. Hier spielt Punkt 6 eine große Rolle. Je schneller das Sitz, desto eher kann der Hund Kontakt zum anderen Hund aufnehmen und braucht kein Futter zur Belohnung.
- Der Verstärker wird weiter reduziert und auf Qualität wird geachtet. Für ein normales Sitz gibt es ein verbales Lob. Für ein Sitz unter höchster Ablenkung (spielende Hunde), darf der Hund mitspielen.
Trainingspläne helfen strukturieren und zeigen oft Fehler auf, wenn man intuitiv nicht mehr weiterkommt. Jeder Trainer, also jeder Mensch, der seinen oder erst recht andere Hunde unterrichtet, sollte die Fähigkeit haben, einen Trainingsplan zu schreiben. Und sei es nur, um diesen beim Training komplett umzuwerfen und neu zu gestalten. Viel Freude beim Training!