Hundetrainer werden - Ein Berufsweg mit Zukunft
Die Anzahl von Hundeschulen wächst seit einigen Jahren rasant und das Interesse an der Arbeit als Hundetrainer/in ist unverändert hoch. Doch was muss ein/e Hundetrainer/in können und wie wird man überhaupt ein/e Hundetrainer/in? Wir haben Annette Möckel, Vorstandsvorsitzende des BHV e.V., gefragt:
FH: Was genau macht eigentlich ein Hundetrainer?
Annette: Ein Hundetrainer arbeitet, wie der Name bereits vermuten lässt, mit Hunden. Allerdings ist der Anteil des aktiven Trainings zwischen dem Trainer und den Kundenhunden deutlich geringer, als viele Menschen vermuten würden, die sich für diese Tätigkeit interessieren. Je nach Ausrichtung der Hundeschule ist ein Hauptbestandteil seiner Tätigkeit die Kommunikation mit dem Hundehalter. Hinzu kommen die Organisation und Planung von Kursinhalten und Strukturen, die notwendig sind, um eine Hundeschule erfolgreich zu betreiben. Der Tätigkeitenkatalog eines Hundeerziehers ist vielfältig und jeder hat die Möglichkeit, sein Angebot ganz individuell an seine Vorlieben und Stärken anzupassen. Häufige Angebote in Hundeschulen sind: Beratung von Kunden vor dem Kauf eines Hundes, Problemhundeberatung, Anleitung von Kunden beim Einzel- oder Gruppentraining mit ihren Hunden. Die Angebote reichen von Grunderziehung bis hin zu Spezialisierungen aus dem Hundesport, der jagdlichen Arbeit oder dem therapeutischen Einsatz von Hunden. Wer Spaß an der Wissensvermittlung hat, kann sich als Referent weiterbilden und sein Wissen zum Beispiel in Seminaren oder Volkshochschulkursen weitergeben. Themenspezifische Weiterbildungen für Hundetrainer und interessierte Hundehalter bietet der BHV e. V. mehrmals im Jahr an.
FH: Welche persönlichen Voraussetzungen sollte jemand mitbringen, der Hundetrainer werden will?
Annette: Wie in jedem Beruf gibt es auch für den angehenden Hundetrainer persönliche Voraussetzungen, die ihm seinen beruflichen Aufstieg erleichtern. Gefragt sind eine sehr gute Kommunikationsfähigkeit, Freude und Interesse am Umgang mit Menschen. Wer sehr introvertiert ist und lieber alleine im stillen Kämmerchen Probleme löst, wird es als Hundetrainer schwerhaben. Fast jedes Training findet in Anwesenheit der Hundebesitzer statt und es ist die Aufgabe des Trainers, den Kunden ausführlich zu beraten. Er muss Trainingsanweisungen klar strukturiert und verständlich dem Halter erklären, so dass dieser selbstständig in der Lage ist, das Training mit seinem Hund unter Aufsicht des Hundetrainers durchzuführen und zu Hause eigenständig umzusetzen. Bei der Beratung von Hundehaltern von sogenannten Problemhunden sind Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl gefragt. Es geht darum, mit dem Halter einen optimalen Trainingsansatz für ihn und seinen Hund zu entwickeln, der die Bedürfnisse von Mensch und Hund berücksichtigt. Manchmal ist auch die Abgabe des Hundes in einen anderen Haushalt die beste Lösung. Dem Halter zu vermitteln, dass er sein geliebtes Tier zum Wohle des Tieres abgeben soll, ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Sie ist ebenso anspruchsvoll wie die Begleitung von Hundehaltern, die ihren Hund aus Alters- oder Krankheitsgründen verlieren und den Hundetrainer als vertrauten Ansprechpartner um Rat bitten.
Neben dem Umgang mit Mensch und Hund sind auch Kreativität, hohe Flexibilität und ein gewisses Organisationstalent und Zeitmanagement gefragt. Jede Trainingsstunde sollte im Vorfeld geplant werden und muss dann an die örtlichen Gegebenheiten und die individuellen Leistungen von Mensch und Hund angepasst werden. Die Erfahrung zeigt, dass es selten der Fall ist, dass der Trainer seinen Trainingsplan 1:1 umsetzen kann, denn die Tagesform von Hund und Halter sind ein maßgeblicher Faktor bei der praktischen Umsetzung von Training. Hinzu kommen die Witterungseinflüsse, mit denen man das ganze Jahr klarkommen muss. Ob Sommer, Winter, Hitze, Nässe, Kälte – ein Trainer braucht für jedes Wetter die passende Bekleidung und für jede Trainingsstunde angepasst an die Witterungsbedingungen den passenden Trainingsplan.
FH: Was brauche ich, um Hundetrainer zu werden?
Annette: Hat man Interesse an einer Zertifi zierung als Hundetrainer, sollte man sich Gedanken darüber machen, wo und in welcher Form man tätig werden möchte. Manche Trainer arbeiten als Freiberufler, andere haben ein Gewerbe angemeldet. Für welchen Weg man sich entscheidet, kann man im Vorfeld mit seinem Steuerberater besprechen und sich die Vor- und Nachteile aufzeigen lassen. Eine Tätigkeit im Voll- oder im Nebenerwerb ist möglich und hängt ebenfalls von den persönlichen Zielsetzungen ab. Da es keine preislichen Vorgaben gibt, sind die Verdienstmöglichkeiten regional sehr unterschiedlich und hängen von der persönlichen Qualifikation und dem Angebot des jeweiligen Trainers ab.
Wichtig zu wissen ist, dass es regional unterschiedliche Voraussetzungen gibt, um ein passendes Trainingsgelände oder ggf. eine Trainingshalle zu finden. Oft wird eine Genehmigung für den Betrieb einer Hundeschule nur im Gewerbegebiet erteilt. Dort zahlt man entsprechend hohe Kauf- oder Mietpreise. Auch die anfallenden Nebenkosten z. B. für eine eigene Trainingshalle müssen im Vorfeld bei der Kalkulation beachtet werden. Informationen über örtliche Gegebenheiten erhält man beim Gewerbeaufsichtsamt und den Naturschutzbehörden, wenn man ein Gelände im Außenbereich sucht. Möchte man nicht selbstständig tätig sein, bietet es sich an, bei Hundeschulen, Tierheimen, Hundesportvereinen und Hundepensionen oder Tagesbetreuungseinrichtungen nachzufragen, ob dort ein Trainer gesucht wird.
FH: Welche Ausbildungswege gibt es?
Annette: Es gibt derzeit in Deutschland noch kein anerkanntes Berufsbild „Hundetrainer“. Das Satzungsziel des BHV e.V. beinhaltet die langfristige Schaffung eines anerkannten Berufsbildes zum Hundeerzieher und Verhaltensberater. In Kooperation mit dem Kompetenzzentrum der IHK in Potsdam ist es seit 2007 möglich, ein bundesweit anerkanntes Zertifikat zum „Hundeerzieher und Verhaltensberater IHK“ zu erwerben. Der Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater IHK umfasst 312 Theorie- und 300 Praxisstunden. Diese beinhalten Themen wie Zucht, Genetik, Lernverhalten, Problemverhalten und Kommunikation. Die Praxisstunden bereiten die angehenden Trainer auf ihre selbstständige Tätigkeit nach der Zertifikatsprüfung vor.
Im Jahr 2007 hat auch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein ein behördlich anerkanntes Zertifikat für Hundetrainer geschaffen.
2009 entstand als Aufstiegsfortbildung der IHK Potsdam der „Hundefachwirt IHK“. Als fachliche Zusatzqualifikation für Hundeerzieher und Verhaltensberater IHK sowie Trainer, die sich als Branchenspezialist weiterbilden möchten. Der Hundefachwirt IHK stellt eine Managementqualifizierung dar und richtet sich an Trainer, die bereits Berufserfahrung haben, die ihre fachlichen Kenntnisse vertiefen und um kaufmännische Fähigkeiten erweitern möchten. Der Hundefachwirt IHK umfasst 520 Unterrichtsstunden.
Seit 2014 muss jeder Hundetrainer den so genannten Sachkundenachweis nach §11 8f Tierschutzgesetzt erbringen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem anerkannten Berufsbild und der dazu notwendigen Qualitätssicherung. Nähere Informationen darüber erhält man bei seinem zuständigen Amtsveterinär. Es gibt bundesweit anerkannte Lehrgänge von der Tierärztekammer und von der IHK, um sich Fachwissen als Hundetrainer anzueignen, und es gibt unzählige Einzelanbieter von selbstentwickelten Trainerprogrammen.
FH: In vielen Berufen muss man sich auch nach der Ausbildung noch weiterbilden. Wie ist das beim Hundetrainer?
Annette: Nach erfolgreicher Absolvierung der bestehenden Lehrgänge sind weiterführende Spezialisierungen in ganz unterschiedlichen Themenbereichen rund um den Hund möglich. Von der Weiterbildung im Bereich tiergestützte Interventionen, der Ausbildung von Jagdhunden, Assistenzhunden, Blindenführhunden, Geruchsanzeige über die Fokussierung auf Sporthunde bis hin zur Konzentration der Tätigkeit auf sogenannte Problemhunde. Es gibt unzählige Berufsfelder, auf die sich ein Trainer passend zu seinen persönlichen Interessen spezialisieren kann. Der Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen unterstützt Trainer in ihrem Beruf und macht Weiterbildung zur Voraussetzung für eine Mitgliedschaft. So soll die Qualität innerhalb des Berufsbildes möglichst hoch gehalten werden.
Nähere Informationen über die beiden IHK-Lehrgänge, Förderungsmöglichkeiten sowie die entsprechenden Zugangsvoraussetzungen erhalten Sie bei der IHK Potsdam, www.ihk-potsdam.de oder der BHV-Geschäftsstelle Weiterbildung, Frau Michelle Häger.