Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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Die Pubertät des Hundes

erschienen am 15. Juni 2020
Foto: Robert Hell
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Die Pubertät kommt schleichend

Diese Frage: „Wann kommt er oder sie denn in die Pubertät?“, brennt jedem Hundehalter auf der Seele, egal ob beim ersten Hund oder beim ersten Hund eines anderen Geschlechts. Denn die Pubertät bringt viele Veränderungen mit sich. Das erste „Pubertier“ im Haus zu haben ist manchmal eine echte Herausforderung, aber auch ein spannendes gemeinsames Abenteuer, was zusammenschweißt. Die Pubertät bei Hunden beginnt nicht plötzlich, der Übergang ist fließend und findet häufig schon statt, obwohl wir ihn noch gar nicht bewusst wahrnehmen. Kleinere Rassen etwas früher, ca. im Alter von 5 Monaten, größere Rassen etwas später. Allerdings gibt es rasseabhängige Unterschiede und sie verläuft immer individuell. Die gesamte Phase der Entwicklung vom späten Welpenalter bis hin zum vollen Erwachsensein bezeichnet man als Adoleszenz. Die Phase der Adoleszenz unterscheidet sich klar vom Welpen-dasein und auch vom Erwachsenenalter. Somit ist die Pubertät (aus dem lateinischen pubertas, „Geschlechtsreife“) nur ein Teil der Adoleszenz und beschreibt die körperlichen Veränderungs- und Reifeprozesse bis zur Geschlechtsreife und somit zur Fortpflanzungsfähigkeit.

Hormonelle Umbauten bringen Chaos im Kopf

Meist fällt die Pubertät dadurch auf, dass der Hund „nicht mehr hört“. Bei Signalen, wie „Sitz“, „Platz“ und „Hier“ schweben über dem Kopf des Hundes plötzlich nur noch Fragezeichen. Der Radius vergrößert sich und viele Hundehalter empfinden das Zusammenleben mit ihrem Hund als anstrengend. Sie beginnen zu zweifeln und ihr Training der letzten Monate in Frage zu stellen. Und sie stellen nicht nur ihre Trainingserfolge in Frage, sondern auch ihre Beziehung zu ihrem Hund. Häufig kommt es dann vor, dass man Ratschläge hört wie z. B. „Da muss du dich nur ordentlich durchsetzen!“, „Das kannst du dir doch von deinem Hund nicht bieten lassen!“ oder „Dem musst du mal zeigen, wer der Chef ist!“.

Der Einfluss der Geschlechtshormone

Unsere Hunde stehen nicht eines Morgens auf und treffen die Entscheidung, sich nicht zu benehmen. Sie sind nicht so, weil sie es so wollen, und sie können es auch nicht steuern. Es ist der Lauf der Entwicklung und gehört zum Hundeleben dazu, wie all die anderen Phasen des Lebens. Und auch diese Phase kann für alle Beteiligten toll und aufregend sein, wenn man sie so nimmt, wie sie nun einmal ist. Die Hirnanhangdrüse sendet ein hormonelles Signal an den Körper, welches dazu führt, dass in bestimmten Organen mehr Geschlechtshormone produziert werden, die in das Blut ausgeschüttet werden. Bei Rüden wird jetzt das Testosteron und bei Hündinnen das Östrogen vermehrt gebildet und bewirkt Veränderungen.

Die erste Läufigkeit

Hündinnen steuern ihre erste Läufigkeit an, wobei sie in dieser Phase häufig den Eindruck machen, als wüssten sie nicht, was mit ihnen geschieht. Meist verhalten sich die Hündinnen schon Wochen vorher anders als gewohnt, werden unsicher oder ruhiger, bis die Läufigkeit vorbei ist. Sie beginnen zu markieren, indem sie häufig Urin absetzen, und teilen den Rüden in ihrer Umgebung mit, dass sie bald deckbereit sind. In der Standhitze ist dann auch bei jungen, unerfahrenen Hündinnen besondere Vorsicht geboten, um zu vermeiden, dass sie gedeckt werden. Junge Hündinnen sind meist stark überfordert mit einer frühen Trächtigkeit und der Aufzucht ihrer Welpen. Nach der Läufigkeit kommt es bei einigen Hündinnen zu aggressivem Verhalten gegenüber Artgenossen, meist gegenüber anderen intakten Hündinnen. Auch neigen einige dazu, Spielzeuge, Kissen oder andere Gegenstände zu sammeln, Nester zu bauen und diese manchmal auch zu verteidigen. Sollten Sie diese Entwicklung beobachten, zögern Sie nicht, sich Rat bei einer guten Hundeschule und Ihrem Tierarzt einzuholen. Scheinträchtigkeiten und Scheinmutterschaften können vermeidbare Probleme verursachen.

Das erste Markieren

Ein häufiges Indiz, dass Rüden in die Pubertät kommen, ist, dass sie beginnen, zu markieren. Sie heben das Bein und setzen in kleinen Mengen Urin ab, um ihr Revier zu kennzeichnen. Sie verändern sich körperlich, der Hoden entwickelt sich und auch die Muskulatur. Diese baut sich weiter auf, die Hunde werden maskuliner. Durch die Ausschüttung eines Hormons (Gonadotropin-Releasing-Hormon), welches für den oben beschriebenen Hormonanschub verantwortlich ist, kommt es nicht nur zu körperlichen Veränderungen. Auch im Gehirn beginnt eine Umbauphase. Ähnlich wie bei der Umstellung des Telefonnetzes auf Glasfaserkabel verhält sich der Umbau im Gehirn. Vorhandene Nervenverbindungen werden erneuert und dadurch leistungsfähiger, andere werden ganz vernachlässigt und abgebaut. Das Ziel ist, möglichst schnelle Datenverbindungen zu schaffen, vor allem für die Bereiche im Gehirn, die zuständig sind für die kognitiven Fähigkeiten, also die geistigen Fähigkeiten und die rationalen Entscheidungen. Der Hund soll von seiner kindlichen Entwicklung weg hin zum vernünftigen Erwachsenen. Um in Zukunft auf eigenen Beinen zu stehen, braucht es Mut und Tatendrang. Das hat Veränderungen zur Folge:

  • Die Impulskontrolle und Risikoabschätzung verschlechtern sich drastisch und die Risikobereitschaft steigt. Aber auch die eigene Konfliktbereitschaft der Hunde steigt an und es kann somit häufiger zu aggressivem Verhalten kommen.
  • Sie probieren aus, entwickeln neue Lösungsstrategien und ihre Bedürfnisse verändern sich.
  • Alte Hundefreundschaften aus Welpentagen können plötzlich angespannt sein oder die Hunde verstehen sich nicht mehr so gut. Auch das Spielverhalten verändert sich deutlich. Nicht jeder ist mehr ein passender Spielpartner, sondern kann zum potentiellen Konkurrenten mutieren.
  • Dies alles klingt für uns erst einmal nach einem nicht sehr guten Starterpaket, doch es ist ein grundsätzlich sehr sinnvoller Mechanismus. In dieser Zeit nabeln sich die Tiere natürlicherweise von ihrem Rudel ab. Das ist nur möglich, weil sie in dieser Phase risikobereiter sind.
  • Die Hunde vergrößern ihren Radius, ihre Interessen verändern sich und somit auch das Erkundungsverhalten.
 

Neue Interessen

Für die Hundehalter ist es oft etwas problematisch, für den Hund eher weniger: selbstbelohnende Verhaltensweisen erhalten einen höheren Stellenwert. Auch dies ist keine Entscheidung, die der Hund trifft, sondern sie wird durch Neurotransmitter ausgelöst. Die Hunde werden eigenständiger, finden vieles plötzlich spannender als ihren Sozialpartner Mensch. Sie sind schwerer ansprechbar und verlieren sich oft in anderen Handlungen. Auch das Jagdverhalten entwickelt sich häufig in dieser Phase weiter.

Viele Reize, die den Hund bisher nicht interessiert haben, treten nun in den Vordergrund

Der Hund war beispielsweise bislang nahezu immer abrufbar. Plötzlich bleibt er jedoch überall stehen, schnüffelt ausdauernd, leckt Urin auf und markiert. Er erhält auf diese Weise Informationen über den Hormon- und Zyklusstatus des anderen Hundes. Die gute Nachricht, der Rückruf funktioniert noch, die schlechte Nachricht ist, es sind Ablenkungen dazu gekommen, die Ihr Hund bis dato nicht wahrgenommen hat. Plötzlich riecht es überall nach anderen intakten Rüden und läufigen Hündinnen. Eine völlig neue Welt der Ablenkungen eröffnet sich für den Hund. Sie haben auch nichts falsch gemacht, Sie hatten nur nicht die Möglichkeit, all diese großartigen neuen aufregenden Ablen-kungen mit in Ihr Training einzubeziehen. Nun sind Sie gefragt. Üben Sie weiter, indem Sie eine bessere Belohnung anbieten, sei es eine großartige Leckerei oder ein grandioses Spielzeug. Bringen Sie Ihrem Hund so bei, dass sich die Kooperation mit Ihnen trotzdem lohnt, auch wenn die Welt da draußen plötzlich so viel mehr zu bieten hat.

„Spooky“ Phasen

In der Pubertät reagieren die Hunde häufig deutlich emotionaler auf Außenreize und entsprechend fällt die Reaktion darauf aus. Das ist darin begründet, dass die Amygdala vergößert ist. Sie ist eine Struktur im Gehirn, die für die emotionale Bewertung, das Erkennen von Situationen und die Gefahrenanalyse zuständig ist. Man könnte sie als emotionales Bewertungszentrum bezeichnen. Hierdurch kommt es auch besonders in dieser Zeit zu Angst- und Aggressionsproblemen. Durch die Erhöhung der Aktivität der Nebennierenrinde wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet, dies führt dazu, dass der Hund stressanfälliger wird und auch besonders berührungssensibel. Viele Hunde zeigen vermehrt Stressübersprungverhalten in dieser Zeit. In solchen Situationen helfen Sie Ihrem Hund, indem Sie die stressige Situation verlassen oder verändern.

Territorialverhalten entwickelt sich

Dies kann sich auch auf das Ressourcenverhalten des Hundes auswirken. Man hat den Eindruck, dass sie von einem Tag auf den anderen beginnen, Haus und Garten zu bewachen. Wurde an dem einen Tag noch jeder mit kindlich verspielter Freude begrüßt, wird an dem anderen Alarm am Gartentor geschlagen. Auch andere Ressourcen können auf einmal von größerem Wert sein, beispielsweise Futter oder Wasser.

Der Weg ist das Ziel

Zeigen Sie Verständnis, auch wenn es an manchen Tagen schwerfällt. Lassen Sie Ihren Hund die Welt entdecken oder entdecken Sie gemeinsam diese neue Welt. Schauen Sie täglich neu, was Ihr Hund leisten kann, und greifen Sie dort das Training und die Beschäftigung auf und üben Sie weiter. Verhindern Sie nicht gewünschtes Verhalten, indem Sie vorausschauend agieren. Versuchen Sie, die Nerven zu bewahren, und machen Sie sich jeden Tag bewusst, dass Ihr Hund das nicht tut, um ihnen den Tag zu vermiesen. Er selber befindet sich in einer für ihn sehr schwierigen Phase. Manchmal kann es sehr sinnvoll sein, Einzelstunden in der Hundeschule zu buchen, um sich individuell beraten zu lassen. Gruppen können Hunde gerade in dieser Phase auch überfordern. Arbeiten Sie an der Impulskontrolle und Frustrationstoleranz bei sich selbst und bei Ihrem Hund. Trainieren Sie weiter und machen Sie das Training mit Ihrem Hund zu einem Erlebnis, indem Sie gute Belohnungen in petto haben. Neben gutem Futter und tollem Spiel sind die besten Belohnungen das, was Ihr Hund wirklich gerade tun wollte. Versuchen Sie, schlechte Situationen zu vermeiden, beugen Sie Konflikten mit Artgenossen vor, indem Sie abklären, ob ein Zusammentreffen gut funktionieren kann. Sind Sie sich unsicher, ob es gutgeht, vermeiden Sie für bestimmte Zeiten lieber den Kontakt. So vermeiden Sie schlechte Erfahrungen, in denen der Hund unerwünschtes Verhalten lernt. Überfordern Sie Ihren Hund nicht, denn auch er kommt jetzt mit vielem nicht zurecht. Beobachten Sie und managen Sie und stehen Sie auf diese Weise die manchmal sehr schwierige Zeit gemeinsam durch. Halten Sie zusammen, denn ein Ende ist in Sicht.

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Sara Vucica
Foto: privat

Zur Person

Sara Vucica ist Mitinhaberin der Hundeschule Maria Del Carmen in Moers. Sie ist Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin IHK|BHV.

Kontakt

www.hundeschule-mdc.de

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