Die Gesundheit des Hundes im Blick
Hunde werden immer älter. Gegen viele Erkrankungen kann vorbeugend etwas getan werden und andere lassen sich immer früher diagnostizieren. Eine gute gesundheitliche Begleitung ist daher unerlässlich, um ein möglichst langes und gesundes Leben mit dem Vierbeiner zu verbringen. Tierärztin Dr. Amelie Mayer gibt einen Überblick, auf was es zu achten gilt.
Dank des medizinischen Fortschritts ist nicht nur die Lebenserwartung von uns Menschen, sondern auch die unserer Hunde in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wie alt ein Hund wird, ist allerdings von vielen weiteren Faktoren abhängig. Neben regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung spielen besonders Rasse und Größe eine wichtige Rolle. Große Hunde haben eine kürzere Lebenserwartung als kleine. Bei bestimmten Rassen treten bestimmte Erkrankungen besonders häufig auf. Darüber sollte man sich im Vorfeld informieren und diese gegebenenfalls abklären.
Bei allen Hunden sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Tierarzt wichtig. So können viele Erkrankungen bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt und dadurch erfolgreicher behandelt werden.
Vorsorge im 1. Lebensjahr
Ab dem 3. Lebensmonat steht der erste Tierarztbesuch an, bei dem mit der Grundimmunisierung begonnen und der junge Hund gründlich untersucht wird. Der Tierarzt achtet dabei besonders auf etwaige angeborene Herzerkrankungen, schließt einen Nabelbruch aus und kontrolliert die Hoden, die in der Regel im 3. Lebensmonat ganz abgestiegen sind.
Zwischen dem 4. und 7. Lebensmonat fi ndet der Zahnwechsel statt. Von persistierenden Milchzähnen spricht man, wenn der Milchzahn nicht ausfällt, während der bleibende Zahn bereits durchbricht. Problematisch ist das, weil der persistierende Milchzahn den bleibenden Zahn daran hindert, seinen richtigen Platz einzunehmen. Fehlstellungen sind die Folge. Persistierende Milchzähne müssen daher in einer kurzen Narkose gezogen werden.
Ab dem 12. Lebensmonat (Bestimmungen des jeweiligen Zuchtverbandes beachten!) ist bei bestimmten prädisponierten Rassen und Hunden, die im Hundesport eingesetzt werden sollen, eine Röntgen-Untersuchung auf Hüft- und Ellbogendysplasie sinnvoll. Betroff ene Hunde sollten aufgrund der genetischen Komponente von der Zucht ausgeschlossen werden. Allerdings spielen auch Fütterungs- und Haltungsfehler eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung. Diese in einer Kurznarkose durchzuführende Untersuchung sollten Sie in einer offiziell für HD- und ED-Röntgen zugelassenen Tierarztpraxis vornehmen lassen.
Setzen Sie sich rechtzeitig mit dem Thema Kastration auseinander. Beraten kann Sie dabei Ihr Tierarzt. Durch den Eingriff in den hormonellen Stoffwechsel kann eine Kastration zu Verhaltensänderungen führen sowie die Prognose verschiedener medizinischer Diagnosen beeinflussen. Hier gilt es, individuell abzuwägen.
Einmal jährlich zur Routineuntesuchung
Zum jährlichen Impftermin in der Tierarztpraxis gehört immer eine gründliche klinische Untersuchung des Hundes.
Dabei kontrolliert der Tierarzt
- die Schleimhäute,
- das Gebiss,
- Augen und Ohren,
- Lymphknoten,
- hört Herz und Lunge ab,
- kontrolliert den Puls und die Krallen,
- tastet den Bauch durch,
- untersucht das Gesäuge bzw. die Hoden auf Tumore,
- kontrolliert das aktuelle Gewicht.
Jährliche Blutuntersuchung
Blutbild zur Untersuchung der zellulären Bestandteile des Blutes und Blutchemie zur Untersuchung der Organ werte (Niere, Leber etc.) sowie Kontrolle des Schilddrüsenwertes.
Sie dient nicht nur dem Nachweis von Harnwegsinfektionen, sondern liefert auch wertvolle Hinweise auf das Vorliegen von Harnsteinen, Nierenerkrankungen, Tumor- oder Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes).
Sie kann wertvolle Hinweise auf das Vorliegen bestimmter Erkrankungen liefern.
Ultraschalluntersuchung des Herzens, zunächst einmalig
25 % aller Hunde im Alter von 9-12 Jahren (vor allem kleine Rassen und besonders häufig der Cavalier King Charles Spaniel) leiden an einer Mitralklappenendokardiose, einer degenerativen Veränderung der Herzklappen, die zu einer Herzinsuffizienz führt. Eine rechtzeitige medikamentöse Behandlung verlängert die Zeit, die der Hund trotz seiner Herzerkrankung symptomfrei leben kann. Je nach Befund wird Ihr Tierarzt Sie beraten, wann eine erneute Herzsonografie sinnvoll ist.
Bei großen Rassen kommt häufiger eine andere Herzerkrankung vor, die DCM (Dilatative Kardiomyopathie, eine krankhafte Erweiterung des Herzmuskels), die zum plötzlichen Herztod führen kann. Besonders häufig betroffen ist der Dobermann, bei dem bereits ab dem Alter von 2 Jahren eine Herzultraschalluntersuchung inklusive 24-Stunden-EKG empfohlen wird.
Bei späteren Untersuchungen dienen die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen außerdem als wertvolle Vergleichswerte mit pathologischen Werten. Dafür ist eine sorgfältige Dokumentation aller erhobenen Befunde essentiell.
- Jährliche Routine-Untersuchung
- 2x pro Jahr Gewichtskontrolle
- Jährliche Blut- und Urinuntersuchung
- Jährliche Blutdruckmessung
- Jährlicher Bauchultraschall
- Einmaliger Herzultraschall, dann je nach Befund mit dem Tierarzt nächstes Untersuchungsintervall festlegen
- Bei Hündinnen: Kontrolle der Gesäugeleiste auf Tumoren (fühlen sich an wie kleine Erbsen unter der Haut)
- Bei unkastrierten Rüden: Kontrolle der Hoden und der Prostata
- Veränderungen im Verhalten wie geringere Belastbarkeit, Mattigkeit, häufiges Hecheln
- Vermehrter Durst mit vermehrtem Urinabsatz
- Zahnstein/Mundgeruch
- Augenveränderungen (Augen sollten klar sein, kein Ausfl uss, beide Pupillen gleich groß)
- Ohrenentzündung (Juckreiz, Rötung, dunkler Ohrenschmalz, muffi ger Geruch)
- Struppiges, stumpfes Fell
- Zubildung in der Haut
- Erbrechen, Inappetenz
- Atemnot
- Kotabsatzprobleme wie Durchfall oder besonders beim älteren unkastrierten Rüden Schmerzen und starkes Drücken beim Kotabsatz (Prostatavergrößerung)
- Urinabsatzprobleme
- Ausfluss aus Augen, Ohren, Scheide, Penis, After
- Zittern, Gleichgewichtsstörungen, Lahmheit
- Juckreiz