Warum Schimpfen meistens sinnlos ist
Im Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen man sich über seinen Hund ärgert. Spontan wird dann oft geschimpft in der Hoffnung, der Hund kann daraus lernen. Ariane Ullrich erklärt in 10 Punkten, weshalb deine Hoffnung unbegründet ist und was du stattdessen tun solltest.
1. Du hast es schon kommen sehen!
Wenn du schon weißt, dass es gleich passiert, war das wohl nicht das erste Mal und dein Hund hat sein Verhalten schon gefestigt. Bevor er nun lernen kann, dass er sich so nicht benehmen soll, muss er erst lernen, was er stattdessen tun soll. Frage ein erwünschtes Verhalten ab, lenke ihn sofort ab oder geh aus der Situation raus. Je öfter dein Hund unerwünscht reagiert, desto öfter wird er unerwünscht reagieren!
2. Dein Hund hört nicht innerhalb von 3 Sekunden auf mit dem, was er tut!
Wenn dein Hund trotz deines Schimpfens weitermacht, spar dir die Luft. Es hilft ja nichts und du ärgerst dich nur immer mehr. Geh hin und hol deinen Hund kommentarlos, ruhig und bestimmt weg. Bleib bei ihm, bis er wieder denken kann. Dann könnt ihr es noch mal versuchen. Vielleicht in etwas größerem Abstand. Denk dran, du bist der sichere Erwachsene hier!
3. Dein Hund wird lauter, je lauter du wirst!
Dein Hund regt sich mehr auf, weil du dich mehr aufregst. Entweder weil er denkt, du siehst das genauso wie er, oder weil deine Aufregung ihn zusätzlich stresst. Beides ist nicht das, was du willst. Auch hier unterbrichst du sein Verhalten, indem du die Situation veränderst und ihn rausholst und ihr erst mal wieder Luft holt zum Atmen und Denken.
4. Du fängst beim Schimpfen an, deinem Hund zu erklären, weshalb sein Verhalten doof ist!
Das passiert oft, wenn dein Hund doofes Verhalten in Gegenwart anderer Menschen zeigt. Meist ist einem das peinlich und man zeigt durch das Erklären, dass man schon weiß, dass das doof ist. Leider zeigt man so auch, dass man nicht weiß, wie man damit umgehen soll. Das muss der andere ja eigentlich nicht wissen, oder? Dein Hund jedenfalls versteht diese Erklärungen nicht wirklich.
5. Dein Gegenüber lächelt dich mitleidig an
Das ist dann das Resultat daraus. Entweder kennt dein Gegenüber die Situation. Das wäre ein guter Grund, um ins Gespräch über Lösungen zu gehen. Oder er macht sich über dich lustig. Mist! Zeit, an der Situation zu arbeiten und eine Lösung zu finden!
6. Nach der Situation seid ihr beide schlecht gelaunt!
Und das braucht wirklich keiner! Schlechte Laune gibt es genug in den sozialen Medien. Wer soll das mit Hund wollen? Ich jedenfalls nicht. Und du? Also los, ran ans Training!
7. Du kannst dich nicht mehr genau erinnern, wann dein Hund das zum ersten Mal getan hat
Wenn du dich nicht mehr erinnern kannst, heißt das vermutlich, dass es schon eine Weile so geht. Das wiederum bedeutet, dass dein Hund schon sehr sicher ist in dem, was er falsch macht. Ohne Training kommst du hier nicht weiter. Und Schimpfen ist kein Training.
8. Du kannst nicht innerhalb von 2 Sekunden sagen, was dein Hund tun soll, ohne das Wort „nicht“ zu benutzen!
Ganz wichtiger Punkt! Das zeigt nämlich, dass du dich zu sehr darüber ärgerst, was dein Hund falsch macht. Und das nimmt dir Raum zu überlegen, wie das Verhalten deines Hundes eigentlich aussehen soll. Also nimm dir mal etwas mehr Zeit und überlege, was schön wäre. Jetzt kannst du nämlich darüber nachdenken, was du tun musst, damit es bald so aussieht. Zeit für einen Perspektivwechsel!
9. Dein Hund wird in der nächsten Situation genau dasselbe tun wie jetzt … und du auch
Das weißt du schon? Du weißt, was ich jetzt schreiben werde, oder? Raus aus der Wiederholungsfalle und Start in dein neues gemeinsames Training. Dein Hund hat gut gelernt. Dann kann er es auch neu lernen. Und du auch!
10. Dein Hund hat schon in den letzten 10 Situationen dasselbe getan … und du auch
Eingespieltes Team! Glückwunsch. Jetzt müsst ihr nur noch die Vorzeichen ändern und du trainierst, was du gern möchtest statt dem, was dein Hund bisher für richtig hielt und du mitgemacht hast. Schimpfen ist kein Training, sondern eine emotionale Reaktion. Vielleicht ist dein Hund dadurch verunsichert und hört auf mit dem, was er tut. Aber selbst dann weiß er nicht, was er in derselben Situation wieder tun soll. Genau das ist aber deine Aufgabe: Deinem Hund zu erklären, was er machen soll, ihm Sicherheit zu geben und ihm zu helfen. Du bist seine Orientierung und seine Sicherheit. Das geht nur, wenn du sicher weißt, was zu tun ist.
Vor jedem Training stehen das Denken und das Ändern der Blickrichtung.
Überleg dir, wie es aussehen soll, zerleg dann dein Training in kleine Schritte und fang an. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt!