Welpe und Kind ... ein Dream Team?
Damit das Zusammenleben mit Kind und Welpe im selben Haushalt harmonisch und reibungslos verlaufen kann, sollten Eltern ein paar Regeln beachten. Dr. Janey May erklärt, welche Vorbereitungen zu treffen sind und worauf es bei der Interaktion zwischen Kind und Welpe ankommt.
Hund und Kind … von Anfang an ein Dream-Team!? Dieses Bild wird uns am häufigsten in all den Medien vermittelt. Das Problem dabei: Es baut Druck auf. Ein romantisiertes Bild, welches Gefahren birgt. Oftmals sind auf Bildern Hunde zu sehen, deren Körpersprache alles andere als positive Emotionen zeigt. Durch Überschriften, die Harmonie und Liebe vermitteln, wird in unserem Gehirn dieses Bild als solches abgespeichert. Passiert dies öfter, führt es dazu, dass Stressanzeichen des Hundes völlig falsch interpretiert werden. Unter anderem hieraus resultiert der oft gesprochene Satz „und plötzlich hat er ohne Warnsignale geschnappt“. In Wirklichkeit hat der Hund schon sehr lange „gesprochen“, nur leider wurde dies fehlinterpretiert. Wie sollte also die Vorbereitung auf einen Welpen am besten ablaufen, damit aus Hund und Kind vielleicht wirklich ein Dream-Team werden kann? Und gibt es einen Hund, der perfekt für das Familienleben geeignet ist?
Die Vorbereitungen – ein Ruhebereich für den Welpen
Es gibt eine Vielzahl an Vorbereitungen, die vorab getroffen werden können. Hier sollte im Bestfall immer für jede Familie individuell geschaut werden. Was aber für jede Familie essenziell ist und schon vorab eingerichtet werden kann: ein Ruhebereich für den Welpen, in dem er Selbstbeschäftigung und ungestörte Ruhe findet. Bei diesem Ruhebereich geht es auf keinen Fall um Wegsperren. Ganz im Gegenteil, hier darf auch sehr gerne Koregulation stattfinden. Sprich Kontaktliegen und Nähe zum geliebten Menschen, der ruhig Gesellschaft leistet. Der Bereich muss mit ruhigen Emotionen verknüpft werden, einem Sicherheitsgefühl und dem Wissen, in diesem Bereich nichts falsch machen zu können. Es sollte nichts herumliegen, was der Welpe zerkauen könnte. Futterbeschäftigungen, Kausnacks ebenso wie Trainings-Tools zur konditionierten Entspannung sind hier gut aufgehoben. Allerdings ist es wichtig, von Beginn an darauf zu achten, dass der Mensch hier keine zentrale Rolle spielt. Es sollte also nicht der Spiel- oder Trainingsbereich sein. Im Alltag mit kleineren Kindern kann es auch mal stressig und unruhig sein, da ist ein Bereich, der Sicherheit und Ruhe vermittelt, Gold wert. Er muss vorab aber kleinschrittig aufgebaut werden und darf keinen Frust erzeugen. Dieser Bereich sollte für Kinder tabu sein. Hier gilt es, liebevoll zu erklären und zu begleiten.
Die Auswahl des Welpen
Die Debatte um den perfekten Familienhund wird wohl niemals abreißen. Tatsächlich ist aber, egal bei welcher Rasse, die Gefahr gegeben, dass dieser individuelle Hund seine Rassebeschreibung nicht gelesen hat. Oder durch eine unpassende Sozialisation in der Welpenstube gegangen ist. Es gibt Hunde aus dem Tierschutz, die grandiose Freunde für Kinder sein können, ebenso wie Hunde vom Züchter. Egal wo, es zählt das Kennenlernen und genaue Hinschauen. Von impulsiven Internetkäufen würde ich generell abraten. Grundsätzlich kann man sagen, hochspezialisiert gezüchtete Hunde, also meist mit einer Form an Hochsensibilität, sind eher unpassend für Familien mit sehr kleinen Kindern. Von Hunden, bei denen Beutefangverhalten stark ausgeprägt ist, rate ich persönlich im Kinderhaushalt ab. Schließlich tragen wir als Eltern zusätzlich auch immer Sorge für Besuchskinder.
Welpe, Junghund oder Senior?
Ein Highlight ist es, wenn Kinder und Hunde gemeinsam schöne Dinge machen können, die Verbindung schaffen. Foto: Bettina KasiskeWelpe, junger Hund oder doch besser Senior? Egal welcher Hund zu Kindern zieht, es erfordert Vorarbeit und Geduld, aber vor allem Willen, das Zusammenleben gemeinsam als Team zu schaffen. Ein Senior braucht deutlich mehr Ruhe. Außerdem kann gerade Schmerz ein sehr großer Stressauslöser sein. Junge Hunde haben schon die anstrengende Welpenzeit hinter sich gelassen, aber ebenso ihren Erfahrungsrucksack gefüllt. Und wir können nicht einfach nachvollziehen, was alles darin gelandet ist. Hier wäre also ein mehrmaliges Kennenlernen sehr wichtig, um den Hund ein wenig besser einschätzen zu können. Der Einzug eines Welpen kann viele Überraschungen mit sich bringen. Schlafunterbrechungen in der Nacht, vorgeplante Ruhezeiten am Tag, wilde Phasen von Überdrehtheit in den frühen Abendstunden mit spitzen Welpenzähnen überall. Da braucht es dann Kinder, die den Welpen nicht noch anheizen, oder so viel Management, dass genug Erwachsene anwesend sind, um sich aufzuteilen, so dass Kind und Welpe getrennt voneinander begleitet werden. Je jünger die Kinder sind, zu denen ein Welpe zieht, desto schwieriger und arbeitsintensiver wird es. Emotionswellen verarbeiten, können beide noch nicht, leicht zur Ruhe finden klappt meist auch nicht. Verständnis, Empathie und Impulskontrolle sind auf beiden Seiten durch die fehlende Hirnreife kaum oder nicht ausgebildet. Es erfordert also sehr viel Begleitung, Verständnis und Ruhe durch Erwachsene. Kinder möchten in Verbindung gehen, Hunde überfordert das körperlich meist. Hier kann eine Hundepuppe Abhilfe schaffen. An ihr kann auch die Kontaktaufnahme geübt werden. Eine Hand am Hund, eine bei den Eltern. So dass der Hund nicht eingeengt wird.
Interaktion Kind und Welpe
Ein Highlight ist immer wieder für Kinder ein eigener Leckerlibeutel, in dem eine Tagesration Futter zur Verfügung gestellt wird. Auch hier sollten die Eltern wieder begleiten. Ebenso den Wassernapf füllen, Spielzeug und Snacks aussuchen dürfen sind weitere Aufgaben, die Verbindung schaffen, aber für den Welpen nicht überfordernd sind. Das Erlernen der hundlichen Körpersprache ist nicht nur interessant, es hilft auch im gemeinsamen Alltag. Dazu kann man Bilder, die die Körpersprache des Hundes zeigen, vorbereiten. Beim Ausmalen können hier dem Kind die Bedeutungen erklärt werden. Kinder ab ca. 5 Jahren haben schon mehr Verständnis für die Bedürfnisse des Welpen und können ganz individuell mehr und mehr einbezogen werden. Meist sind es hektische Bewegungen, die den jungen Hund anheizen, hier sollte zu Beginn auf Trennung und Begleitung des Hundes geachtet werden. Dabei sollte die Frage, was soll der Welpe – statt die Kinder zu jagen – für ein Verhalten zeigen, im Vordergrund stehen. So kann gezielt daran geübt werden. Auch positiv geführte Hundetrainingsstunden zu Tricktraining oder Nasenarbeit sind grandios für die Bindung und die Gemeinsamkeit. Bindungsaufbau braucht Zeit und fußt auf einem Fundament aus Vertrauen. Egal wie alt die Kinder sind, wir Eltern sollten uns immer unserer Vorbildfunktion im Klaren sein. Kinder ahmen nach und sind bei Eltern, die aversiv und hemmend auf den Hund einwirken, besonders gefährdet. Ruhe, Verständnis und liebevoller Umgang sind eine grandiose Basis, damit aus Hund und Kind vielleicht wirklich nach einiger Zeit ein Dream-Team wird.