Was ist Trickdogging?
Trickdogging ist eine großartige Möglichkeit, die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken und gleichzeitig nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf des Hundes zu fördern. Ziel ist es, dem Hund beizubringen, bestimmte Aktionen oder Verhaltensweisen auf Signal auszuführen. Welche Übungen sich besonders gut für den Start eignen, erzählt Corinna Lenz.
Fast jeder Hund kann lernen, Tricks auszuführen. Wenn Sie mit dem Tricktraining beginnen, sollten Sie mit einfachen Tricks anfangen und sich langsam steigern. Verwenden Sie positive Verstärkung und belohnen Sie Ihren Hund für jedes gewünschte Verhalten.
Was bringt Trickdogging mir und meinem Hund?
#1 Tricktraining stärkt die Bindung zum Hund
Tricks bei einer täglichen Routine von ca. 5 Minuten zu üben, kann die Bindung zu Ihrem Hund stärken. Ich behaupte mal, dass sich Tricktraining auf alle Bereiche im Zusammenleben positiv auswirken kann. Ich denke nur an die strahlenden Augen von meiner Hündin Peanut, die mich z. B. auf Spaziergängen verliebt anschauen, in der Hoffnung auf ein paar Tricks unterwegs.
#2 Tricktraining ohne zeitlichen Druck
Einen Hund dazu zu bringen, lustige Tricks zu lernen, hilft vielen Tierbesitzer:innen, ihre Erwartungen loszulassen und sich einfach „im Moment“ des Trainings mit ihrem Hund auf kleine Schritte und Erfolge zu konzentrieren. Die Zielverhaltensweisen sind hierbei „nur Tricks“, nicht aber notwendige Verhaltensweisen. Das nimmt dem:r Halter:in viel Druck und ermöglicht ein entspannteres Training.
Wenn Sie Ihrem Hund beibringen wollen, „eine Rolle zu machen“, gibt es zahlreiche kurze Trainingssessions. Jede Session ist eine Gelegenheit, mit Leckerlis und viel verbalem Lob zu belohnen und langsam Selbstvertrauen aufzubauen. Der Lernprozess eines komplizierten oder körperlich schwierigen Tricks kann einige Zeit dauern.
#3 Tricksen fördert das Selbstbewusstsein Eine Balanceübung: Stehen auf den Händen des Menschen. Foto: Heike Schmidt-Röger
Meine Hündin Peanut kam mit nur sieben Wochen aus Rumänien zu mir. Sie brachte so einige Probleme mit. Sie verteidigte alles, was ihr wichtig war, bewachte Spielzeug, bellte alles und jeden an und hatte panische Angst vor fremden Menschen. Ihr Bellen, ihre Angst und das Problem ihrer Ressourcenverteidigung blieben auch nach ihrem Einzug bei uns. Zunächst versuchte ich, ihr unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken und hoffte, dass es sich auflöste. Meine Erziehungsversuche brachten nicht viel. Alles, was ich an Verhalten unterdrückt hatte, kam an anderen Stellen erneut hervor. Was im Nachhinein logisch ist, denn es wäre ja dasselbe, wenn man auf einen Kochtopf mit kochendem Wasser einen Deckel schweißen und die Energiezufuhr erhöhen würde. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis einem der Topf um die Ohren fliegt.
Ich verstand, dass ihr unerwünschtes Verhalten meist auf Angst basierte und dass es nichts brachte, es zu unterdrücken. Ich entschied mich für eine Erziehung, die auf positiver Verstärkung basiert, und schenkte somit dem erwünschten Verhalten meine Aufmerksamkeit.
Nicht nur Peanut, sondern auch mir machte das Training jetzt Spaß. Ich trainierte mit ihr Dinge, die sie begeisterten, und dies waren vor allem Tricks. Wir lernten uns auf eine neue Art kennen und zu vertrauen. Durch das Tricksen wuchs ihr Selbstbewusstsein und das gab ihr Sicherheit.
#4 Geistige Auslastung
Viele Tricks erfordern eine hohe Konzentration vom Hund. Perfekt, wenn die körperliche Auslastung mal ein bisschen zu kurz kommt, z. B. aus gesundheitlichen Gründen von Mensch oder Tier. Trickdogging ist sehr individuell und so kann man sich die Tricks aussuchen, die der kranke oder gehandicapte Hund zeigen kann und darf. Wenn der Hund beispielsweise seine Pfote verletzt hat, kann er noch z. B. Gegenstände unterscheiden oder die Pattexnase zeigen, denn viele Tricks kann man schließlich auch auf drei Pfoten machen.
#5 Freiheit und Individualität
Beim Trickdogging ist erlaubt, was Spaß bringt. Man kann also nach Herzenslust Tricks üben, die dem Hund besonders viel Freude machen bzw. zu seinen Neigungen passen. Damit ist Trickdogging für wirklich alle Hunde geeignet. Gerade für die schwierigen Fälle bietet dies den Vorteil, dass man beim Training gezielt Bedürfnisse befriedigen kann, die der Hund sonst nicht ausleben kann. Außerdem ist beim Erlernen von Tricks jedem:r Hundehalter:in selbst überlassen, wie ehrgeizig er:sie vorgeht. Steckt man die Ziele nicht zu hoch, kann hier auch ein Hund glänzen, der im Alltag noch nicht so gut „funktioniert“. Es gibt Mensch und Hund ganz viel Aufwind, wenn man zusammen Dinge üben kann, die gut funktionieren und frei von Druck und Erwartungen sind.
Das Trickdogging ist eine gute Beschäftigung, um den Hund auch geistig auszulasten. Foto: Nicole Burchgart#6 Energie umleiten
Hat Ihr Hund überschüssige Energie und Sie wissen nicht, was Sie damit machen sollen? Trickdogging kann die Lösung sein. Viele Hunde, die gelangweilt sind, zeigen unerwünschte Verhaltensweisen wie Kauen oder Bellen, die zuhause zu Problemen führen können. Nutzen Sie diese Energien, indem Sie sie in lustige Tricks umleiten. Belohnen Sie die Bemühungen Ihres Vierbeiners mit angemessener Begeisterung und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für angemessene Verhaltensweisen erheblich.
Mit welchem Trick starten?
Starten Sie am besten mit einfachen Tricks und arbeiten Sie sich gemeinsam vorwärts.
Ich habe eine Liste zusammengestellt mit „Starter“-Tricks wie z. B. auf der Seite liegen, um ein Bein herumlaufen oder das Anstupsen der leeren Hand.
Die Liste können Sie sich hier anschauen und herunterladen: www.corinnalenz.de/zertifikate.
Gehen Sie auf die Seite und scrollen Sie zu „alle Tricks im Überblick“.
Ein paar Tipps vor dem Start:
Je genauer Sie wissen, was Sie von Ihrem Hund erwarten, desto größer werden die Erfolge sein. Im Detail bedeutet das: Wenn Sie nicht wissen, was Sie wollen, wird es für Ihren Hund sehr schwer sein, es herauszufinden. Formulieren Sie das gewünschte Ziel des Trainings auf eine verständliche Weise.
Mit den Hinterpfoten einen Baumstamm hochgehen ist ein Trick für Fortgeschrittene. Foto: Nicole BurchgartWie bekomme ich meinen Hund dazu, neue Verhalten zu zeigen?
Generell lässt sich sagen, dass Hunde das Verhalten zeigen, das sich für sie lohnt. Deshalb macht man beim Tricktraining die gewünschte Position/das gewünschte Verhalten lohnenswert für den Hund. Je öfter ein Verhalten z. B. mit Leckerli verstärkt wird, desto häufiger wird es wiederholt. Hier kommt Ihr Marker (z. B. Clicker) ins Spiel. Wenn Ihr Hund das neue Verhalten ausführt, markieren Sie es und geben ihm eine Belohnung. Wiederholen Sie das!
Trickanleitung: Bowling
Ihr Hund stupst mit der Nase möglichst viele Plastikflaschen (ca. 9 Stück) um – und das auf Distanz.
Schritt 1: Eine Plastikflasche umstupsen
Starten Sie das Training zunächst z. B. auf einem Teppich, so dass die Flasche nicht so laut ist, wenn Ihr Hund sie umwirft. Nach und nach können Sie den Untergrund wechseln. Ihr Hund wird sich dann an das Geräusch gewöhnen. Sollte Ihr Hund geräuschempfindlich sein, dann passen Sie Ihre Schritte Ihrem Hund an. Er soll sich im Training wohlfühlen.
Im ersten Schritt lernt Ihr Hund, eine Flasche/Pin (ab jetzt nur noch Flasche) mit der Nase umzustupsen. Um Ihrem Hund dies beizubringen, testen Sie folgende Dinge aus:
- stellen Sie die Flasche vor Ihren Hund
- stecken Sie ein Leckerli in die Flasche
- legen Sie ein Leckerli unter die Flasche
Stupst Ihr Hund die Flasche mit der Nase an bzw. um, dann klicken Sie in dem Moment, in dem die Nase die Flasche berührt, und geben Sie Ihrem Hund ein Leckerli.
Schritt 2: Mehrere Flaschen umstupsen
Ihr Hund lernt nun, 2 und mehr Flaschen umzustupsen, ohne zwischendurch Leckerli zu bekommen.
Stellen Sie dazu 2-3 Flaschen vor Ihren Hund. Stupst er eine Flasche um, dann loben Sie Ihren Hund mit z. B. „fein“ (aber ohne Leckerli) und zeigen Sie ihm die zweite und dritte Flasche. Stupst Ihr Hund diese nun auch noch um, dann belohnen Sie ihn mit zwei oder drei Leckerli.
Steigern Sie die Anzahl der Flaschen auf neun Stück.
Schritt 3: Distanz aufbauen
In diesem Schritt lernt Ihr Hund, zu den Flaschen zu laufen und diese umzuwerfen, auch ohne dass Sie danebenstehen. Sie schicken ihn also zu den Flaschen.
Nehmen Sie für diesen Schritt eine Flasche und stellen Sie diese wie gewohnt auf. Bei jedem Durchgang stellen Sie sich ein Stück weiter weg von der Flasche und lassen Sie Ihren Hund neben sich starten.
Läuft Ihr Hund direkt auf die Flasche zu und wirft diese um, dann erhöhen Sie die Distanz.
Sollte Ihr Hund nicht wissen, was er tun soll, gehen Sie langsam auf die Flasche zu und warten Sie ab, ob Ihr Hund nun die Flasche umstupst.
Sobald Ihr Hund mit Distanz zu einer Flasche laufen und diese umwerfen kann, steigern Sie die Anzahl der Flaschen bei jedem Durchgang, bis Sie bei neun Flaschen sind.
Bleiben Sie geduldig
Sobald Ihr Hund das Verhalten beherrscht, kommt es auf Wiederholung und Übung an.
- Stufe 1: Tricksen sollten Sie zunächst immer in ruhiger und gewohnter Umgebung. Sobald der Trick zuhause gut klappt, steigern Sie den Grad der Ablenkung in kleinen Schritten.
- Stufe 2: Tricksen Sie in Ihrem Garten, auf der Auffahrt oder dem Gehweg vor dem Haus.
- Stufe 3: Versuchen Sie das Verhalten ein paar Straßen weiter.
- Stufe 4: Üben Sie in einer neuen Umgebung mit geringer Ablenkung.
- Stufe 5: Üben Sie in einer Umgebung mit stärkerer Ablenkung.
Das nennt man Generalisierung, bei der Ihr Hund lernt, dass dieses neue Verhalten belohnend ist, egal wo er ist!
Ich hoffe, ich konnte Sie vom Tricktraining begeistern und wünsche Ihnen und Ihrem Hund eine wunderschöne gemeinsame Zeit!