Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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  • „Hunde, die bellen, beissen nicht – oder vielleicht doch?

„Hunde, die bellen, beissen nicht – oder vielleicht doch?

erschienen am 30. Oktober 2023
Foto: Irina Orlowa - Adobe Stock
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„Da kommt ein ‚Wau-Wau‘“, heißt es bereits bei den Kleinsten, somit weiß schon jedes Kind, dass Hunde bellen. Doch was steckt hinter dem Bellen und welche Formen von Bellen gibt es? Verhaltenstierärztin Esther Würtz gibt Aufschluss.

Bellen ist nicht gleich Bellen

Genau betrachtet gibt es nicht nur ein Bellen des Hundes, sondern viele verschiedene Bellformen: Turid Rugaas beschreibt in ihrem Buch „Das Bellverhalten der Hunde“ folgende Bellvarianten: das Freudengebell/Erregungsbellen, das Warnbellen, das Angstbellen, das Verteidigungs-/Bewachungsbellen, das Frustrationsbellen und das erlernte Bellen. Alle Bellformen haben eins gemeinsam: Der Hund möchte etwas mitteilen. Das Bellen gehört zum Normalverhalten des Hundes und wird seinem Ausdrucksverhalten, der hündischen Kommunikation, zugeordnet. Doch was genau möchten uns Hunde, die bellen, mitteilen?

Das Freudengebell

Empfängt der Hund uns mit einem hochfrequenten, schnell aufeinanderfolgenden Gebell? Nimmt er etwas ins Maul, dreht sich im Kreis oder springt uns an? In diesem Fall handelt es sich um das „Freudengebell/Erregungsbellen“. Auch Besuchern gegenüber kann es gezeigt werden. Leider ist dies nicht nur positiv zu bewerten. Diese erhöhte Erregungslage stellt eine körperliche und geistige Belastung für den Hund dar und wird durch überschwängliche Begrüßungen verstärkt. Vor Aktivitäten wie zum Beispiel dem Spaziergang, dem Ballspiel oder dem Verlassen eines Fahrzeugs kann es ebenso gezeigt werden. Eine erhöhte Erregungslage bedeutet Stress für den Körper und Stress kann Aggressionsverhalten begünstigen. Eine Stressminimierung sollte angestrebt werden.

Das Warnbellen

Das Warnbellen ist ein kurzes scharfes Bellen. Wird die Warnung des Hundes übergangen, wird er immer früher und heftiger reagieren, vielleicht auch beißen. Ermahnungen lassen den Hund nicht ruhiger werden und auch keine freundlich gemeinten Annäherungen. Die Hunde beabsichtigen mit ihrem Verhalten, dass sich das Gegenüber nicht nähert.

Das Angstbellen

Das Angstbellen kommt dem Freudengebell gleich, fällt jedoch schriller und hysterischer aus. Dies kann gegenüber Neuem und Unbekanntem gezeigt werden. Der Hund ist mit der Situation überfordert. Gut gemeinte Annäherungen oder Fütterungsversuche durch Dritte können schnell in einem Biss enden, auch kopflose Fluchten sind möglich. Ermahnungen durch den Besitzer lassen den Hund skeptischer und wehrhafter werden.

Das Verteidigungsbellen

Beim Verteidigungsbellen wechseln Bellen und Knurren einander ab, die Tonlage ist tief. Die Absicht des Hundes liegt darin, mehr Distanz zum Auslöser zu schaffen. Gezeigt wird es, wenn der Hund befürchtet, dass ihm etwas streitig gemacht wird. Im schlimmsten Fall kann es hier zum Kampf um die Herzenssache kommen. Drohsignale wie Anstarren, Zähnefletschen und Schnappen gehen ihm meist voraus. Ermahnungen durch den Hundehalter/die Hundehalterin sind nicht empfehlenswert, da wir mit der Gegenwehr des Hundes rechnen müssen. Auch kann es dazu führen, dass Drohsignale nicht mehr gezeigt werden, sondern der Hund direkt angreift. 

Das Frustrationsbellen

Frustration kann ebenso durch Bellen geäußert werden. Wird eine Erwartung nicht erfüllt, löst dies ein negatives Gefühl im Hund aus. Je nach Enttäuschungsgrad kann das Bellen milder oder heftiger ausfallen. Dieses wiederkehrende Verhalten hilft dem Hund, Endorphine, ein körpereigenes „Glückshormon“, freizusetzen. Das macht ihm seine missliche Lage erträglicher. Im schlimmsten Fall kann dieses Bellen zu einer stereotypen Verhaltensstörung führen und so weit gehen, dass die Hunde nicht mehr fressen, trinken oder schlafen können. Eine Medikamentengabe ist dann unausweichlich. Frustration löst Stress aus und Stress kann zu Aggression führen. Eine regelrechte Zerstörungswut beobachten beispielsweise Hundebesitzer:innen, deren Hunde nicht gerne im Auto oder Haus zurückbleiben. Manche Hunde verletzen sich dabei schwer. 

Das erlernte Bellen

Nicht zuletzt gibt es das erlernte Bellen. Hier ist nach ein paar Bellern der Blick zu demjenigen gerichtet, der aufmerksam gemacht werden soll. Die Hunde haben gelernt, dass es sich lohnt, zu bellen. Bellt ein Hund, reagieren wir Menschen meist umgehend darauf, da es uns stört oder Dritte stören könnte.

Bellen häufig nicht erwünscht

Durch gezielte Zucht haben wir Menschen Hunderassen für bestimmte Zwecke geschaffen. Wachhunde sollen bellen, wenn sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, Hütehunde sollen bellen, damit sie das Vieh bewegen, Jagdhunde sollen bellen, wenn sie Wild oder eine Wildspur entdeckt haben. Außerhalb dieser Einsatzbereiche kann das Bellen der Hunde für Probleme sorgen.

Im Gesetz ist geregelt, dass Hundegebell, welches bis zu 113 db [1] erreichen kann, eine Ruhestörung darstellt. Das Oberlandesgericht Hamm hat hierzu einige wichtige Punkte festgelegt: Ein nur kurzes Bellen des Hundes ist für Nachbarn zumutbar, weil es außerhalb des Einflussbereichs des Tierhalters/der Tierhalterin liegt. Durchgehendes Hundebellen „im Duett“ für einzelne Tage über ein bis drei Stunden, teilweise bis nach 22 Uhr stört den Hausfrieden. Bellen in den Ruhezeiten ist unzumutbar, insbesondere zwischen 21 Uhr und 7 Uhr, mittags sowie an Sonntagen und Feiertagen. Nach diesem Gerichtsurteil stellt Hundegebell dann eine unzumutbare Ruhestörung dar, wenn ein Hund dauerhaft über einen Gesamtzeitraum von einer halben Stunde täglich bellt [2].

Insbesondere bei bellfreudigen Rassen sollte von Beginn an darauf geachtet werden, ob bzw. wann sich für sie das Bellen lohnen soll. Dasselbe gilt für Schoß- und Begleithunde, welche dem Menschen besonders zugewandt sind. Da Bellen aber zu den selbstbelohnenden Verhaltensweisen des Hundes zählt, ist die Umsetzung im Alltag nicht ganz so einfach, denn äußere Einflüsse können nicht immer vorhergesehen oder kontrolliert werden.

Von der 4. bis zur ca. 14. Lebenswoche sind Hunde sehr empfindlich gegenüber Umweltreizen. Sie lernen schnell und erschaffen sich ein Referenzsystem, an dem sie sich in Zukunft orientieren. In Begegnung mit Neuem können sie flüchten, angreifen, erstarren oder sozial kommunizieren. Diese Lernerfahrungen beeinflussen maßgeblich, wie adäquat Hunde in späteren Situationen reagieren. Ab der 5. Lebenswoche sind Hunde skeptischer gegenüber Neuem, eine zweite sensible Phase durchlaufen sie im 7. bis 9. Lebensmonat [3]. 

Vorbeugende Maßnahmen

Neben der guten Vorbereitung des jungen Hundes sollten im täglichen Training Problemsituationen erkannt und entkräftet werden, um unerwünschten Lernerfahrungen entgegenzuwirken. Muss ein Hund bellen, sollten wir kurz schauen, warum er dies tut. Ist es Ungeduld, können wir vielleicht einen Moment abwarten, bevor wir ihm das Erhoffte ermöglichen. Ist der Hund ängstlich, können wir ihn behutsam aus der Situation führen. Ist er überfordert, verlangen wir erst einmal weniger Leistung von ihm. 

Was tun bei Problemen?

Sind Problemsituationen bereits etabliert, sollten wir sie zunächst vermeiden. Die Hausklingel kann abgestellt werden, man lässt den Hund in Ruhe fressen, beim Spaziergang weicht man Begegnungen weit genug aus. So lernen Hund und Halter:in, dass diese Situationen nicht zwangsläufig aufregend sein müssen. Im Weiteren wird in gestellten Situationen geübt, wie ein wünschenswertes Verhalten aussehen kann. Sitzen die neuen Handlungsabläufe, können diese in immer anspruchsvolleren Alltagssituationen angewendet werden. 

Antibelltraining

Erstes und wichtigstes Ziel beim „Antibelltraining“ ist es, den Hund lesen zu lernen. Wann spitzt er die Ohren, wann schaut er genauer hin? In diesem Moment, in dem der Hund noch nicht bellt, führen wir ihm etwas Angenehmes zu. Ob dies Futter, ein Spielzeug oder etwas anderes ist, entscheidet der individuelle Fall. Futter ist zu Beginn meist empfehlenswert, da wir sehen, ob der Hund noch fressen kann, er also noch nicht zu gestresst ist. Zudem kann ein Hund anatomisch bedingt nicht bellen, wenn er schluckt. Zusätzlich schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Hund nimmt den Auslösereiz wahr und erhält etwas Angenehmes. Nach einigen Wiederholungen wird der Hund seine Belohnung beim Anblick der Problemsituation erwarten. Er wendet sich vom Auslöser ab, statt zu bellen. Dies belohnen wir anfangs mit seiner Belohnung, später mit der Aufforderung, seine Lieblingsübung zu zeigen, bis der Hund diese Lieblingsübung beim Anblick des Auslösers selbstständig ausführt. Er hat ein neues, wünschenswertes Verhalten statt des Bellens erlernt. 

Hunde bellen nicht ohne Grund

Zusammenfassend können wir sagen, dass Hunde nicht grundlos bellen. Sie sind einerseits dazu gezüchtet worden, andererseits erlernen sie es im Laufe ihres Lebens. Spätestens, wenn es für den Hund oder für die Umwelt eine Belastung darstellt, sollten wir handeln. Am sinnvollsten ist es, Hunde von Anfang an für noch gutes Verhalten zu loben und zu belohnen, so dass gar nicht erst gebellt werden muss. Abzulehnen ist es, das Bellen mit allen Mitteln „abstellen“ zu wollen. Einerseits ist es für den Hund nicht nachvollziehbar, wieso sein gezeigtes Verhalten falsch sein sollte, andererseits verbietet es uns das Tierschutzgesetz. In § 1 heißt es: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Somit ist es selbsterklärend, dass Hunde weder mit Schreck- noch mit Strafreizen trainiert werden dürfen, wenn sie bellen. Zielführend und ethisch korrekt ist die Vorbereitung eines jeden Hundes auf das tägliche Leben mit uns, so dass er lernen kann, sich in unserem Alltag sicher zu bewegen und adäquat zu reagieren. Zudem können wir unseren Hunden durch einen fairen und respektvollen Umgang ein zuverlässiger Sozialpartner sein, welcher im Alltag auf sein Wohlbefinden achtet. Nichtsdestotrotz sind wir nie vor schlechten Erfahrungen sicher. Diesen können wir mit einem gut geplanten und belohnungsbasierten Training entgegentreten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Umsetzung

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Esther Würtz
Foto: privat

Zur Person

Esther Würtz ist Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Tierverhaltenstherapie. Sie studierte Tiermedizin an den Universitäten Budapest, Hannover und Gießen.

Nach ihrem Studium arbeitete sie an der Universität des Saarlandes im Bereich Mikrobiologie. Anschließend sammelte sie Erfahrungen als Assistenztierärztin in verschiedenen Tierkliniken und Praxen. Im Jahr 2006 gründete sie ihre eigene Tierarztpraxis für Verhaltenstherapie. Sie ist eine erfahrene Dozentin und Referentin im In- und Ausland für Tierärzte, Tierarzthelfer:innen, Hundetrainer:innen, Tierheime und Tierbesitzer:innen. Zudem ist sie Praktikumsbetrieb für den BHV.

Kontakt

www.fairmithund.de

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