Die Plattform - Ein innovatives Trainingshilfsmittel
Das Plattform-Training ist mittlerweile eine weit verbreitete Methode im Hundetraining. Wofür Plattformen eingesetzt werden können, welche Vorteile sie bieten und wie die ersten Schritte aussehen, zeigt Ihnen Hundetrainerin Julia Sulzer.
Was ist eine Plattform?
Eine Plattform ist eine erhöhte Arbeitsfläche, die Ihrem Hund dabei hilft, sich in einem klar definierten Bereich zu positionieren. Sie dient demnach als visuelles und taktiles Hilfsmittel und wird in vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. Es gibt verschiedene Plattformen im Handel in unterschiedlichen Größen, Höhen und mit verschiedenen Oberflächen. Auch können Sie sich ganz einfach eine Plattform selber bauen. Sie sollte eine flache, nicht rutschige Oberfläche haben. Es gibt gummierte Oberflächen oder welche mit Kunstrasen.
Einsatz und Vorteile
Die Plattform erleichtert es Ihnen, mit Ihrem Hund präzise bestimmte Verhaltensweisen oder Positionen zu trainieren, wie beispielsweise das Sitzen oder Sitzen auf Dauer. Zudem kann sie auch in anderen Bereichen Training unterstützen, z. B. beim Üben von Fußpositionen, im Distanztraining, beim Stopp-Pfiff, bei Tricks, bei der Abgabe von Gegenständen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Hund durch das Training auf einer Plattform eine bessere Koordination und ein stärkeres Körperbewusstsein entwickelt. Er lernt, seine Bewegungen präzise zu steuern und seine Körperposition in Bezug auf die Plattform und ihre Umgebung bewusst wahrzunehmen.
Übung: Sitz und Sitzen auf Dauer
Zur Einführung der Plattform möchte ich Ihnen hier eine Trainingsanleitung für ein Sitz und Sitzen auf Dauer mit auf den Weg geben.
Trainingsziel:
Ihr Hund bleibt auf der Plattform vor Ihnen so lange auch unter Ablenkung sitzen, bis das Verhalten mit einem Signal aufgelöst wird.
Meine Erfahrung zeigt, dass Hunde durch das Training mit einer Plattform schneller und zuverlässiger lernen, sitzen zu bleiben. Insbesondere bei jungen Hunden, die möglicherweise anfangs Schwierigkeiten haben, kann eine Plattform helfen, schnell und sicher das Sitzenbleiben aufzubauen.
Annäherung an die Plattform
Platzieren Sie die Plattform an einem ruhigen Ort vor sich auf dem Boden, so dass sie zwischen Ihrem Hund und Ihnen liegt. Sie halten Leckerchen und einen Clicker bereit. In der Regel sind die meisten Hunde sehr neugierig und beginnen, die Plattform in irgendeiner Form zu untersuchen. Jede Kontaktaufnahme klicken und belohnen Sie. Ich belohne die Hunde meistens so, dass sie folglich mit einem oder beiden Pfoten auf die Plattform draufgehen. In dem Fall spricht man von einem Futterpunkt, den wir gezielt im Training einsetzen können. Er gibt unserem Hund eine wichtige Information und kann seine Position präzise beeinflussen. In unserem Beispiel machen wir das Auf-die-Plattform-Gehen sehr attraktiv. Sie klicken demnach die Aktion Ihres Hundes mit der Plattform und legen den Belohnungspunkt so, dass der Hund sie berührt oder sogar draufsteht. In der Regel verstehen die Hunde das sehr schnell und gehen bei den nächsten Durchgängen bereits von selbst mit den Pfoten auf die Plattform.
Hund sitzt auf der Plattform
Sobald folglich alle vier Pfoten des Hundes auf der Plattform stehen oder der Hunds bereits sitzt, klicken und belohnen Sie erneut. Sollte der Hund sich noch nicht setzen, können Sie ihm auch sein Sitzsignal sagen, falls er das bereits kennt und zuverlässig ausführt. Wenn Sie die Größe der Plattform angepasst an die Größe des Hundes auswählen, steigt die Wahrscheinlich, dass sich Ihr Hund direkt hinsetzt. Als Beispiel: Hat der Hund eine zu große Plattform, fallen ihm vielleicht auch andere Verhalten wie Stehen oder Liegen ein. Für meine Labradore nehme ich Plattformen in der Größe 50 x 50 cm.
Nach einigen Belohnungen für das Sitzen auf der Plattform werfen Sie ein Leckerchen hinter den Hund und geben das Signal „Such“, um ihn zum Hinterherlaufen zu ermutigen. Dadurch wird Ihr Hund nach dem Fressen wieder zur Plattform zurückkehren. Sobald er erneut auf ihr sitzt, belohnen Sie ihn mehrmals hintereinander. Es ist ganz wichtig, dass Sie ihm mehrere Leckerchen auf der Plattform geben oder hochwertigeres Futter als das Leckerchen, das sie werfen. Alternativ können Sie Ihren Hund mit einem Auflösesignal von der Plattform holen und neu starten lassen. Es ist wichtig, dass der Hund die Plattform auf Ihr Signal hin – Auflöse- oder Suchsignal – verlässt und nicht von alleine. Ihr Hund soll immer genau wissen, wie lange er sitzenbleiben soll.
Machen Sie davon mehrere Durchgänge und danach eine kleine Pause, bevor sie erneut starten.
Einführung von Ablenkungen
Sobald Ihr Hund das Verhalten verinnerlicht hat und jedes Mal zügig auf die Plattform geht und sich hinsetzt, können Sie mit der Einführung von Ablenkungen beginnen.
Starten Sie damit, sich zunächst leicht um die Plattform herum zu bewegen – schon eine kleine Gewichtsverlagerung Ihrerseits genügt zu Beginn. Belohnen Sie Ihren Hund jedes Mal, wenn er sitzen bleibt. Mit jeder Wiederholung können Sie sich allmählich mehr bewegen: Arme, Beine, Körper, um die Plattform herumgehen usw.
Wenn das alles gut klappt, können Sie auch Spielzeuge oder Futter als Ablenkung präsentieren. Dafür ist es sinnvoll, die Ablenkung erst einmal so zu zeigen, dass der Hund es kaum bemerkt. Sie können ein Spielzeug kurz hinter dem Rücken zum Vorschein bringen und den Hund sofort belohnen, wenn er schaut und sitzen bleibt. Danach steigern Sie die Ablenkung schrittweise, in dem Sie sie in Sichtweite bringen oder bewegen. Beachten Sie, dass Sie nur wenige Durchgänge machen und Ihr Hund die nötigen Pausen bekommt. Dieser Schritt kann sehr aufregend für Hunde sein. Sie können in den kurzen Pausen auch mit Ihrem Hund spielen, um ihm nach dem sitzen bleiben ein wenig Bewegung und Action zu ermöglichen. Denken Sie an das Auflösesignal, bevor Sie in den Pausen mit ihm spielen.
Seien Sie unvorhersehbar
Menschen neigen dazu, in bestimmten Mustern zu agieren, und Hunde erkennen diese schnell. Machen Sie einen Ablauf zu oft immer gleich oder ähnlich – z. B. linker Arm geht nach oben, dann geht das linke Bein einen Schritt raus und danach bekommt der Hund das Leckerchen – erschwert diese Erwartungshaltung Ihrem Hund, ruhig sitzen zu bleiben. Achten Sie daher darauf, Ihre Handlungen immer wieder zu variieren, sodass Ihr Hund nie genau weiß, wie lange er sitzen bleiben soll und wann die Belohnung erfolgt. Durch unvorhersehbare Abläufe bleiben Sie für Ihren Hund interessant und fördern seine Aufmerksamkeit und Konzentration.
Und zu guter Letzt: Denken Sie daran, Spaß mit Ihrem Hund zu haben. Das Training ist eine wertvolle Zeit für Sie und Ihren Hund und kann Ihre Bindung stärken. Viel Spaß beim Training mit der Plattform!