Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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  • Hundebegegnungen –  was verändert sich im Jugendalter?

Hundebegegnungen –  was verändert sich im Jugendalter?

erschienen am 22. April 2024
Foto: Maria Rehberger
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In der Welpen- und Junghundezeit werden die Weichen dafür gestellt, ob Hundebegegnungen für Hund und Mensch etwas sind, worauf man sich freut, oder ob sie einfach nur Stress bedeuten. Warum das so ist und wie Bezugspersonen den Hund unterstützen können, erklärt Maria Rehberger.

Wie jedes Säugetier durchlaufen auch Hunde eine Individualentwicklung. Wie sagt man so schön: Aus Kindern werden Leute und das gilt auch für Hunde. Die Jugendentwicklung beginnt ungefähr mit dem Zahnwechsel beim Welpen. Äußere Veränderungen des Körpers und im Verhalten können wir beobachten. Angestoßen werden sie aber durch Veränderungen im Inneren des Hundes, die für uns unsichtbar bleiben. Neben der zunehmenden Bedeutung von Sexualhormonen unterliegt vor allem das Gehirn während der Jugendentwicklung starken Veränderungsprozessen. Sie sind es, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind, dass der Alltag mit dem Junghund, und insbesondere Begegnungen mit anderen Hunden, herausfordernder und anstrengender werden. 

Drei Faktoren sind von besonderer Bedeutung:

  1. Der „psychologische Wachtposten“ des Gehirns, die Amygdala, ist super scharf gestellt. Sie ist Teil des limbischen Systems, mitzuständig für emotionale Bewertungen von Reizen. In der Jugendentwicklung ist sie vergrößert und leichter erregbar als im Welpen- oder im Erwachsenenalter. Das Gehirn des jungen Hundes sortiert entsprechend viel mehr Reize als potentiell gefährlich ein und Angst wird schneller und leichter ausgelöst.
  2. Der „denkende Teil“ des Gehirns, das Vorderhirn – zuständig für rationales, problemlösendes Denken –, funktioniert während der Jugendentwicklung nur eingeschränkt. Er reift erst spät aus und verkleinert sich während der Jugendentwicklung sogar. Dadurch sind Wahrnehmung, Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt.
  3. Die Botenstoffe im Gehirn tanzen Samba: Insbesondere der Neurotransmitter Dopamin macht dem Junghund zu schaffen. Während der Jugendentwicklung sind mehr Rezeptoren für Dopamin im Gehirn vorhanden, die außerdem empfindlicher sind als in anderen Lebensphasen. Dopamin sorgt für gesteigerte Neugier und eine erhöhte Risikobereitschaft.

Wir haben es also mit einem Lebewesen zu tun, das schneller in Aufregung, Angst und Stress gerät und deutlich emotionaler reagiert, gleichzeitig aber nur eingeschränkt auf sein Vorderhirn zugreifen kann, um Situationen rational-sachlich zu betrachten, und das sich noch dazu dauernd in Situationen bringt, die es nicht wirklich bewältigen kann, weil das Dopamin es dazu anstiftet – keine guten Voraussetzungen für einen entspannten Alltag.

Auf Bedürfnisse des Hundes eingehen

Was ein junger Hund in dieser für ihn oft schwierigen Zeit braucht, ist ein Mensch, der ihm Verständnis entgegenbringt, der auf seine Bedürfnisse eingeht und sich darüber im Klaren ist, dass negative Erfahrungen während der Jugendentwicklung vor allem in Sachen Angstentwicklung weitreichende Konsequenzen haben können. Das gilt nicht nur für Begegnungen mit Artgenossen und andere Umwelterfahrungen, sondern auch für negative Erfahrungen mit dem eigenen Menschen. Ein junger, ungehaltener Hund, der gerade auf einen Artgenossen stark emotional reagiert und bellend in der Leine hängt, braucht einen Menschen, der ihm in dieser Situation den nötigen Halt und die Unterstützung gibt. Schimpfen, Korrigieren, Grenzen setzen – all das hilft dem Junghund nicht, die Situation als ungefährlich einzustufen und künftig gelassener damit umgehen zu können. Im Gegenteil, die Problematik verschärft sich und kann zum handfesten Problemverhalten werden.

Gute Sozialkontakte ermöglichen

Und natürlich brauchen Junghunde Sozialkontakt. Wie sonst sollen sie ihre sozialen Fähigkeiten schulen? Begegnungen komplett zu meiden ist also definitiv keine Lösung. 

Es darf aber auch nicht darum gehen, nur möglichst viel Kontakt zu anderen Hunden zu haben. Auf das Wie kommt es an. 

Gute Sozialkontakte, in denen Hunde die richtigen Lernerfahrungen machen können, sind einerseits Kontakte, die ruhig und entspannt verlaufen, und andererseits Kontakte, die der junge Hund mit Unterstützung seines Menschen als bewältigbar erlebt, auch wenn mal etwas Aufregung oder Stress im Spiel sind.

Der Junghund muss die Möglichkeit bekommen, zu lernen, wie er sich anderen Hunden höflich annähern kann. Im Überschwang und weil ihnen schlicht die Lebenserfahrung fehlt, neigen viele Junghunde zu schnellen Annäherungen an andere Hunde. Hier sind wir als Bezugsperson gefragt. Der junge Hund muss von uns viel Bestätigung für erwünschte Verhaltensweisen erhalten. Dazu gehören beispielsweise Blick abwenden und (angeleint) entspannt an anderen Hunden vorbeigehen, aber auch die höfliche Annäherung an Artgenossen in moderatem Tempo in einem Bogen im Freilauf.

Oft muss Frust durch uns aufgefangen werden, wenn der Hund mal nicht zu einem Artgenossen hindarf. Es ist ärgerlich, wenn man nicht so darf, wie man gern möchte, und dann hilft es, wenn da jemand ist, der dafür Verständnis hat und bestenfalls noch eine gute Alternative anbieten kann. 

Ängste bei jungen Hunden müssen ernst genommen werden. Auch wenn es sich bei dem jungen Hund um einen körperlich großen und starken Jungrüden handelt, kann es sein, dass er Angst vor einem kleinen weißen Hund hat und ihn deshalb verbellt.

Vorausschauend handeln 

Um das als Bezugsperson leisten zu können, vor allem dann, wenn es der erste junge Hund ist, den man begleitet, ist es sinnvoll, sich von einem/einer kompetenten Verhaltensberater/-in, die bedürfnis- und bindungsorientiert arbeitet, unterstützen zu lassen. Er/Sie vermittelt das nötige Wissen hinsichtlich des Ausdrucksverhaltens von Hunden und hilft dabei, Körpersprache lesen und richtig interpretieren zu lernen. Er/Sie schult die Hundehalter/-innen darin, in herausfordernden Situationen selbst Ruhe zu bewahren, emotionale Ausbrüche des Teenies aushalten zu lernen und ihm die soziale Unterstützung zu geben, die er braucht. Außerdem zeigt er/sie auf, wie der Alltag des Hundes angepasst an seine besondere Lebensphase gestaltet werden sollte, um Problemverhalten gar nicht erst entstehen zu lassen. 

In Bezug auf Begegnungen mit Artgenossen bedeutet das, gut darauf zu achten, wie sich der junge Hund heute fühlt. Reagiert der Junghund bereits morgens verunsichert oder gar furchtsam auf eigentlich unspektakuläre Reize, wie beispielsweise eine Mülltonne, dann ist es keine gute Idee, heute mit dem Hund an einen neuen Ort zu fahren und dort zig unbekannte Hunde zu treffen. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Begegnungen gut verlaufen, ist relativ gering. 

Stattdessen sollte man an solchen Tagen dafür sorgen, dass sich der Junghund möglichst wohl und sicher fühlt und gute Erlebnisse mit dem Menschen gemeinsam sammeln kann. Das bedeutet also: Statt den Ausflug zur Hundewiese, um Hundebegegnungen „zu üben“, gibt es einen entspannten Spaziergang in bekanntem Gebiet mit viel Zeit zum Schnüffeln und viel positivem Feedback für erwünschtes Verhalten. Vielleicht sogar in Gesellschaft eines älteren, souveränen Hundefreundes, der gelassen und entspannt bleiben kann, sollte der junge Hund sich doch über irgendetwas aufregen müssen. Solche guten Vorbilder sind unschätzbare Lehrmeister in Sachen Sozialverhalten für die jungen Wilden. 

Zusammenfassend lässt sich sagen: Junge Hunde brauchen nicht mehr Grenzen, mehr Kontrolle oder mehr Korrekturen, um das Verhalten, das sie wegen der Entwicklungsphase, die sie gerade durchlaufen, an den Tag legen, in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie brauchen bedürfnis- und bindungsorientierten Umgang und belohnungsbasiertes Training erwünschter Verhaltensweisen, damit sie eine sichere Bindung zu ihrem Menschen entwickeln und zu souveränen, gelassenen erwachsenen Hunden heranwachsen, die auch Hundebegegnungen entspannt meistern können.

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Maria Rehberger
Foto: Anja Kiefer

Zur Person

Maria Rehberger (Jahrgang 1983) begleitet seit 2006 als Verhaltensberaterin Menschen und ihre Hunde. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf problematischen Verhaltensweisen, insbesondere in Hundebegegnungen. Durch ihre Zusatzqualifikationen als Psychologische Beraterin und Fachkraft für Stressmanagement (IHK), stellt sie die passende Unterstützung für den Menschen an der Seite des Hundes sicher. Maria ist Teil des Netzwerkes Easy Dogs und Autorin mehrerer Fachbücher, u. a. „Hunde achtsam führen“, 2021 erschienen im animal learn Verlag.

Kontakt

www.easy-dogs.net

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Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e.V.
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