Der Familienhund - Das Kundenmagazin der BHV-Hundeschulen

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Besuchertraining mit Junghunden

erschienen am 22. April 2024
Foto: Grady R/peopleimages.com - Adobe Stock
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Kommt Besuch ins Haus, berichten Menschen oft von störenden Verhalten wie Hochspringen, Bellen, Herumkauen auf den Händen oder Ablecken. Dr. Stephan Gronostay erläutert, was Sie tun können, um Ihrem Hund Alternativen zu diesen Verhalten zu bieten, und wie Sie Besuchssituationen gestalten können.

In Anwesenheit von Besuch kann eine positive Einflussnahme auf das Verhalten des Junghundes eine Herausforderung sein. Halter/-innen berichten oft Folgendes: „Benni (Retriever, 5 Monate) liebt alle unsere Freunde und jeder freut sich über ihn. Aber er sollte aufhören, ununterbrochen hochzuspringen. Die Großeltern könnte er umwerfen. Wenn er doch auf seinen Platz gehen und dort bleiben könnte. Zum Erreichen dieser Ziele werden aus Mangel an Wissen oft Methoden verwendet, die Verhalten hemmen und negative Emotionen fördern. 

Training genau abstimmen

Beim Junghund ist soziales Lernen noch nicht ausgereift. Auch nach Ende der Sozialisationsperiode sollten weiterhin positive Kontakte mit Menschen stattfinden. Dabei lernt der noch ungestüme Hund, die Intensität sozialer Interaktionen zu dosieren und dem Gegenüber anzupassen. Alle Junghunde erleben Phasen, wo sie ohne besonderen Grund plötzlich Furcht zeigen, z. B. empfangen sie aus heiterem Himmel Besuch mit Gebell und Knurren. 

Durch fehlende Begegnungen mit Menschen in den ersten drei Lebensmonaten bedingte soziale Furcht tritt häufig erst während der Pubertät voll in Erscheinung. Bei betroffenen Hunden kann das Zusammentreffen mit unbekannten Personen im beengten Raum einer Wohnung Angst auslösen. 

Um langfristig erwünschtes Verhalten und positive Emotionen gegenüber Besuch zu fördern, benötigt der jugendliche Hund optimale Lernbedingungen. Unabhängig von bisherigen Vorerfahrungen hat jeder Hund ein eigenes Temperament. Unter Berücksichtigung seiner individuellen Persönlichkeitsmerkmale wie Sicherheit, Ängstlichkeit, Erregbarkeit und soziale Offenheit sollte das Training bei Besuch auf seine Bedürfnisse abgestimmt werden. Je unsicherer, erregbarer oder distanzierter sich der Junghund in Gegenwart anderer Menschen verhält, desto wichtiger ist ein sicherer Kontext zum Aufbau von Vertrauen und Entspannung. 

Die Ausgangssituation für das Training

Als Basis für den Trainingsplan wird zunächst das momentane Verhalten gegenüber wenig bekannten Personen wertfrei beobachtet. Wie bewegt sich der Junghund? Welches Ausdrucksverhalten zeigt er? Ist er ruhig oder aufgeregt, sucht er Kontakt oder weicht er zurück? Springt er die Menschen an? Wie verhält er sich beim Anfassen? Wie gut können seine Halter/-innen ihn kontrollieren? Welches Verhalten wurde schon trainiert? 

Planung des Trainings mit Besuchern

Ein detaillierter Plan berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse des Junghundes und der Halter/-innen. Hierzu werden die Rahmenbedingungen geplanter Besuche und eine Definition der Trainingsziele benötigt. 

Die Rahmenbedingungen 

Wer kommt zu Besuch? Bekannte oder fremde Personen? In welchem Alter? Wie viele Menschen? Kinder, Senioren? Wer empfängt den Besuch? Ist die Hauptbezugsperson des Hundes allein oder hat sie Unterstützung? 

Welche Aktivitäten sind geplant? Ein Abendessen in ruhiger Atmosphäre, ein Kindergeburtstag mit Spielen oder eine Grillparty? Wie verhält sich der Besuch, z. B. emotionale Schreie bei Gesellschaftsspielen oder bedrohliche Handwerkertätigkeiten? 

Dauert der Besuch einen Nachmittag, den ganzen Tag oder mehrere Tage? Kommen die Personen zu einer verabredeten Uhrzeit oder spontan? Klingeln sie oder kommen sie einfach herein?

Wie ist die Einstellung zum Hund? Wünscht der Besuch Kontakt, hat er Angst oder ist er bei stürmischem Verhalten in Gefahr? Viele Menschen möchten den Hund anfassen, aber verstärken Verhalten wie Hochspringen oder Bellen. Werden die erwarteten Besucher sich an Vereinbarungen zum Umgang mit dem Hund halten? Erlaubt die persönliche Beziehung zu den Gästen Absprachen? 

Wie soll sich der Hund beim Empfang von Besuch verhalten?

Für die Planung des Trainings können sich die Halter/-innen einen perfekten Hund bei Besuch vorstellen. Dabei berücksichtigen sie ihre Wünsche und die Persönlichkeitsmerkmale des Hundes: 

  • Welches Verhalten soll der Hund zeigen, wenn Besuch ankommt?
  • Wie soll er sich in ihrer Anwesenheit verhalten?
  • Wie sollte der Hund beim Streicheln reagieren? 
  • Was kann er schon und was muss noch geübt werden? 
  • Auf welche Art und Weise kann neues Verhalten trainiert werden? 
  • Welche Belohnungen mag der Hund? 
  • Wie viel Kontrolle ist voraussichtlich nötig? Wie reagiert der Hund auf Einschränkungen? Welche Erziehungshilfsmittel kennt er schon in einem positiven Kontext? 
  • Was tun bei unerwartetem, störendem Verhalten?

Training bei Ankunft des Besuchs

Wünschenswertes Verhalten ist eine entspannte soziale Annäherung mit freundlicher Kontaktaufnahme: lockere Bewegungen, alle vier Pfoten am Boden, Beschnüffeln der Gäste, Zunge und Zähne fern von Haut und Kleidung, keine Lautäußerungen. 

Unabhängig von Besuch können alle Familienmitglieder angemessene Kontaktaufnahmen verstärken, wenn sie nach Hause kommen. Kinder und hilfsbedürftige Menschen benötigen u. U. Unterstützung durch eine zweite Person. Jeder verstärkt angemessenes Verhalten bei der Annäherung, bevor der Hund hochspringt oder schleckt, z. B. mit auf den Boden gestreuten Futterbelohnungen. Ein ruhiger Umgang ohne aufgeregte Begrüßungszeremonien beugt hektischem Verhalten vor. 

Bei der Ankunft von Besuch kann ein Familienmitglied den Hund auf die gleiche Art und Weise belohnen, wenn dieser sich angemessenen um die wenig bekannte Person herumbewegt.

Bei zu hoher Erregung bei Ankunft von Personen und wenn das Aufsammeln von Futterstücken zur Verstärkung nicht ausreicht, können ein Schnüffelteppich oder eine Schleckmatte helfen, den Hund bis zur Beruhigung zu beschäftigen. Wenn der Hund spontan ein Objekt in der Schnauze trägt, wird er ebenfalls belohnt. Anstelle des Empfangs an der Haustür erleichtert ein Treffen im Freien, z. B. auf einem kurzen Spaziergang, den Erstkontakt für ängstliche oder aktive Hunde. 

Als Alternativverhalten zu Hochspringen, Belecken von Händen und Gesicht usw. kann der Hund auch lernen, sich hinzusetzen, in einen anderen Raum zu gehen oder auf einem Liegeplatz zu bleiben. Statische Verhaltensweisen in Gegenwart ankommender Menschen entsprechen nicht der aktuellen Motivation zur Kontaktaufnahme. Sie verursachen daher Frustration, Erregung sowie Konflikte mit den Halter/-innen, wenn der Hund korrigiert wird. Bei einem ausgeklügelten Trainingsplan und Übungsfleiß sind diese Alternativverhalten jedoch eine gute Möglichkeit, zukünftigen Besuch ruhig und sicher zu empfangen. Aber sie entsprechen in der Regel noch nicht dem Trainingsniveau eines Junghundes. Zu Beginn können Halter/-innen einzelne Verhaltenselemente aus dem Trainingsplan geschickt in den oben beschriebenen Ablauf des Empfangs von Besuch einfügen. 

Training von ruhigem Verhalten in Anwesenheit der Gäste

Der Hund sollte sich ruhig verhalten: in beliebiger Position liegen, bei Bedarf den Ort wechseln, Kauartikel benagen oder mit einem Objekt spielen. 

Ruhiges Verhalten kann im Alltag verstärkt werden, indem der Hund immer dann Zuwendung bekommt, wenn er liegt bzw. eine wünschenswerte Aktivität zeigt. Dabei sollte der Tagesablauf durch Aktivitäts- sowie Ruhephasen strukturiert sein. Der Übergang von Erregung zu Entspannung kann durch orale Aktivität wie Schlecken oder Kauen erleichtert werden. Anwendungen aus der Tellington TTouch ® Methode (z. B. eine TTouch-Behandlung oder ein Tellington-Körperband) sowie konditionierte Entspannungssignale können anhaltende Beruhigung und Schlaf fördern. 

Gleiche Rituale werden in die Anwesenheit von Besuch übertragen. Vor Ankunft des Besuchs sollte der Hund ausreichend körperliche und mentale Aktivität haben. So kann dessen Anwesenheit in eine Ruhephase fallen. Kauen, Schlecken, Entspannungssignale, Anwendungen aus der Tellington TTouch ® Methode und gezielte Verstärkung helfen dem Junghund, zur Ruhe zu finden. 

Die Einrichtung bequemer Liegeplätze und ein Liegeplatztraining erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund geeignete Ruheplätze aufsucht – auch bei Anwesenheit von Besuch. Auf dem Liegeplatz kann er gezielt belohnt werden, wenn der Besuch aufsteht, den Raum verlässt und wieder hereinkommt. Wenn der Hund unter dem Tisch oder sehr nahe bei den Gästen liegt, fühlt er sich u. U. bedroht, falls diese sich plötzlich bewegen oder gestikulieren. Achtsame Halter/-innen sollten ihm vorbeugend vorschlagen, einen anderen Liegeplatz zu wählen. 

Interaktionen zwischen Junghund und Besuch

Positive Erlebnisse mit Menschen fördern sicheres und freundliches Verhalten im Erwachsenenalter. Daher sollte sich Besuch mit dem Junghund beschäftigen. Die günstigsten Momente für Interaktionen sind, wenn der Junghund ein ruhiges Verhalten anbietet. Sie können ihn z. B. sanft streicheln, wenn er dabei entspannt bleibt. Auch können Gäste in Trainingssessions eingebunden werden, z. B. für ruhiges Verhalten bei Körperkontakt oder angemessene Kontaktaufnahmen. 

Der Umgang mit störendem Verhalten

Da der Junghund noch nicht zuverlässig erwünschtes Verhalten erlernt hat, brauchen die Halter/-innen im Vorfeld Lösungen, wie sie ihn wohlwollend kontrollieren können.

In Gegenwart fremder Personen sollte der Junghund konsequent beobachtet werden und nicht mit ihnen allein sein. Ein breites, festes Halsband oder Brustgeschirr ermöglicht im Notfall, ihn zurückzuhalten. In vorhersehbaren Situationen wird eine Hausleine am Brustgeschirr angebracht. 

Managementmaßnahmen werden je nach Temperament des Hundes und Art des Besuchs eingesetzt. Eine Leine in der Hand eines Familienmitglieds kann Annäherungen an Besuch begrenzen. Absperrungen oder ein ausreichend großer Laufstall im Raum bieten Schutzzonen für mehr Sicherheit und Ruhe, z. B. in Anwesenheit von Kleinkindern oder bei Mahlzeiten. Eventuell benötigt der Hund Ruhephasen in einem gesonderten Raum. 

Die Voraussetzung für solche Mittel ist, dass sie keinen Stress verursachen. Ruhiges Verhalten bei Kontrolle setzt ein vorheriges Training des Alleinseins, des Aufenthalts im Laufstall oder von kooperativem Verhalten an kurzer Leine zwingend voraus. Zusätzlich ist eine Kombination von Sicherungsmaßnahmen mit Entspannungssignalen und Beschäftigungsangeboten sinnvoll. 

Bei unerwartetem Verhalten wie Bellen oder Knurren sollten alle Beteiligten besonnen bleiben, auslösende Handlungen unterbrechen und die Situation so verändern, dass wieder Ruhe eintreten kann. 

Jede Besuchssituation ist individuell 

Wenn möglich beginnen die Halter/-innen mit einfachen und kurzen Besuchssituationen, z. B. mit Freunden, die den Hund mögen und tolerant gegenüber stürmischen Annäherungen sind. Mit ihnen können der Ablauf des Trainings und ihre Funktion genau besprochen werden. 

Der Empfang lebhafter Kinder, wenig standfester Senioren oder von Besuch, die keine Hunde mögen, setzt Vortraining voraus. Für den kontrollierten Kontakt sollte der Junghund schon gelernt haben, sich ruhig bei Beschränkungen zu verhalten. Eine große Anzahl von Personen, Partys und lange Besuchsdauer erschweren die Gewährleistung förderlicher Rahmenbedingungen. Bis zur ausreichenden Festigung des Verhaltens kann es sinnvoll sein, für den Junghund in solchen Ausnahmesituationen eine angemessene Unterbringung zu suchen. 

Training mit Junghunden ist eine Investition für ein erfülltes Zusammenleben in der Zukunft. Insbesondere in Familien, wo viele Menschen ein- und ausgehen, sollte ein besonderes Augenmerk auf dem Training von angemessenem Verhalten in Gegenwart von Besuch liegen.

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Dr. med. vet. Stephan Gronostay
Foto: privat

Zur Person

Dr. med. vet. Stephan Gronostay studierte Veterinärmedizin in Gießen. Im Jahr 2003 erwarb er die Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie der LTK Hessen. Seine Expertise im Bereich des Verhaltens von Haustieren vertiefte er weiter durch den Abschluss des Certificat d’Etudes Approfondies Vétérinaires en Médecine du Comportement des Animaux Domestiques an der Ecole Nationale Vétérinaire d’Alfort im Jahr 2015. Von 2001 bis 2015 betrieb Dr. Gronostay eine tierärztliche, verhaltenstherapeutische Gemeinschaftspraxis und Hundeschule in Offenbach am Main. Seit 2015 führt er erfolgreich seine eigene Praxis für Verhaltenstherapie in La Madeleine, Frankreich.

Kontakt

www.verhaltenstherapie.vet

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BHV
Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e.V.
Alt Langenhain 22
65719 Hofheim

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