Die Gesundheit des Junghundes - Was ist zu beachten?
In diesem Artikel nimmt Sonja Schmitt die Junghundephase in Bezug auf die Gesundheit in den Fokus und legt das Augenmerk auf die Ernährung und Bewegung sowie einige typische Krankheiten im Junghundealter.
In der Junghundezeit (ab der 16. Lebenswoche) wächst der Hund weiter heran und tritt physisch, kognitiv und sozial über die Phase der Pubertät und Geschlechtsreife ins Erwachsenenleben ein. Die ersten 6-8 Lebensmonate umfassen die Hauptwachstumsphase der Junghunde. Der durchschnittliche Energiebedarf der Junghunde liegt höher als der der erwachsenen Hunde. Zusätzlich spielen Rasse, Haltung und Aktivität eine Rolle, sodass das ideale Gewicht des Junghundes individuell beurteilt werden muss. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird von der Energieaufnahme beeinflusst, d. h. ein Junghund, der Futter zur freien Verfügung hat oder zu viel Futter aufnehmen kann, wächst schneller und erreicht sein vorgegebenes Endgewicht schneller als eher verhalten gefütterte Hunde. Die Endgröße wird durch die Wachstumsgeschwindigkeit nicht beeinflusst, da diese genetisch vorgegeben ist. Hunde im Wachstum „schießen in die Höhe“ bei Energieüberschuss und nicht in die Breite, wie es bei ausgewachsenen Hunden der Fall ist. Wiegen Sie Ihren Junghund regelmäßig und beurteilen Sie den Ernährungszustand: die Rippenbögen sollten sich leicht tasten lassen.
Junghunde richtig füttern
Bei der Fütterung können Sie auf kommerziell hergestellte Fertigfutter, Trocken- oder Feuchtnahrung, selbst zubereitete Rationen – gekocht oder als Rohfleischfütterung – zurückgreifen. Bei der Auswahl eines Trocken- oder Feuchtfutters achten Sie darauf, dass es ein „Alleinfutter für Hunde im Wachstum“ ist. Meist tragen diese Futter Bezeichnungen wie „Puppy“ oder „Junior“. Sie werden in der Regel bis zum 12. Lebensmonat gegeben. In Einzelfällen, z. B. bei kleinen Hunderassen, kann schon früher (ab ca. 10 Monaten) auf ein Futter für ausgewachsene Hunde umgestellt werden. Bei der Ermittlung der täglichen Futtermenge dient die Herstellerangabe als Richtwert, die individuelle Menge muss nach der Gewichtsentwicklung Ihres Junghundes ggf. angepasst werden. Verzichten Sie bei der Gabe von Alleinfuttermitteln auf Ergänzungsfuttermittel, da es sonst für gewisse Nährstoffe zur Überversorgung kommt.
Entscheiden Sie sich für die Verwendung selbst zubereiteter Rationen, empfehle ich Ihnen eine Rationsberechnung durch geschulte Fachleute.
Ein Futterwechsel, z. B. von Welpen- auf Juniorfutter, sollte über 4-5 Tage stattfinden, in denen das neue Futter in steigenden Anteilen unter das alte Futter gemischt wird, das dann reduziert wird. Ab dem Alter von einem halben Jahr können Sie das Futter auf 2 Mahlzeiten täglich verteilen. Hat man das Gefühl, dass der junge Hund nicht satt wird, oder benötigt man zusätzliches Futter zur Beschäftigung, können gekochtes Gemüse, geriebene Äpfel oder Möhren sowie Bananen gefüttert werden.
Maximal 10 % der täglichen Energieaufnahme sollte aus Leckerchen oder Kauartikeln bestehen, die stets in die Tagesration einberechnet werden sollten. Sinnvoll ist die Verwendung eines Junghundefutters, z. B. einer anderen Futtermittelmarke, zur Leckerligabe. Kleine Mengen an Fleisch für besondere Anlässe, wie z. B. das Rückruftraining, können Sie verwenden. Wenn Sie größere Mengen an besonderen Leckerli benötigen, nehmen Sie eine Ernährungsberatung in Anspruch. Ein optimal ernährter Junghund ist aktiv und spielfreudig und entwickelt sich langsam, aber kontinuierlich.
Milchzähne ade: Tipps für einen gesunden Zahnwechsel
In die erste Zeit der Junghundephase fällt der Zahnwechsel, er beginnt in der Regel mit 4-5 Monaten. Hier steigt das Kaubedürfnis des Hundes. Stellen Sie z. B. kalorienarme Kauartikel wie Kaffeeholz, Kauwurzeln oder Geweihstücke zur Verfügung. Gerne nehmen Hunde in dieser Zeit auch gekühlte Dinge zum Knabbern oder Lecken, wie z. B. einen gefüllten Kong, aus dem Tiefkühlfach. Achten Sie darauf, dass der Junghund nicht an für ihn gefährliche Dinge kommen kann, wie z. B. Socken, Schuhe usw., die nach dem Abschlucken im ungünstigsten Fall zu einem Darmverschluss führen.
Beobachten Sie den Zahnwechsel. Vor allem bei kleinen Hunderassen kommt es häufiger vor, dass die Milchzähne nicht ausfallen. Sind die Milchzähne bis zum Alter von 6-8 Monaten nicht ausgefallen, sollten sie operativ entfernt werden, da es sonst zu Störungen im bleibenden Gebiss kommen kann.
Im Junghundealter sollten Sie regelmäßige Entwurmungen beibehalten, denn auch der Junghund ist noch gefährdet für Parasiten, vor allem für Spulwurm- und Giardienbefall. Sollte Ihr Junghund häufiger Durchfall haben, stellen Sie ihn beim Tierarzt vor und lassen Sie eine Kotuntersuchung machen.
Geschlechtsreife bei Junghunden
Das Junghundealter geht bis zum Eintritt der Geschlechtsreife. Diese tritt bei kleinen bis mittelgroßen Hunderassen häufig schon im Alter von 6-8 Monaten ein, bei großen Hunderassen deutlich später (mit 9-18 oder sogar 24 Monaten). Beim Rüden ist dies gekennzeichnet durch den Beginn des Markierens, bei der Hündin durch die erste Läufigkeit. Sowohl Rüde als auch Hündin beginnen sich für das andere Geschlecht zu interessieren und es kann zu Unstimmigkeiten unter Gleichgeschlechtlichen kommen. Bzgl. der Gesundheit sollten Sie die Läufigkeit der Hündin überwachen, sie dauert in der Regel 3-4 Wochen. Um keinen unerwünschten Nachwuchs zu bekommen – die Hündin ist ja zwar geschlechtsreif, aber keineswegs erwachsen genug, um schon Nachwuchs zu bekommen – sollten Sie Ihre Junghündin an der Leine lassen und Kontakte mit Rüden vermeiden.
Soziales Spiel in der Wachstumsphase fördern
Um die in der Welpenzeit begonnene Sozialisierung weiterzuführen, sind Kontakte mit Menschen und Hunden bis mindestens zum 8. Lebensmonat wichtig. Wert zu legen ist hier auch auf die Möglichkeit zum Spiel mit Hunden. Das Spielverhalten der Junghunde verändert sich: Jungrüden initiieren mehr Spiel mit anderen Rüden als eine Art Kräftemessen. Es entwickeln sich bei Rüden und Hündinnen Präferenzen bzgl. der Spielpartner und die Spiele dienen dem Erproben von Beutefang- und Fortpflanzungsverhalten, es finden viele Rennspiele statt. Rassetypische Verhaltensweisen aus dem Jagd- und Hüteverhalten werden vermehrt gezeigt.
In der Junghundezeit ist es außerdem wichtig, den Hunden insgesamt ausreichend Bewegung zu ermöglichen und dennoch zu beachten, dass der Hund noch im Wachstum ist, Knochen, Gelenke, Bänder und Sehnen starken Anforderungen noch nicht gewachsen sind. Die Spaziergänge können dennoch schon länger werden. 2-3 km im Alter von einem halben Jahr bis zu 5-6 km mit einem Jahr können 3 x täglich absolviert werden. Sind ausgiebige Spielphasen mit anderen Hunden dabei, wird der Spaziergang abgekürzt oder ein Gang fällt aus.
Unterwegs können Geschicklichkeitsübungen eingebaut werden: Balancieren auf einem Holzstamm oder einer Bank, Böschungen erklimmen oder langsam heruntergehen sowie Umrunden eines Busches oder Baumes, langsames Führen über am Boden liegende Baumstämme und ab und zu ein kleiner Sprung über einen Baumstamm sowie Spaziergänge auf unterschiedlichen Untergründen fördern die Motorik. Zuhause können Sie die Geschicklichkeit fördern, indem Sie Übungen mit dem Junghund auf einer (Luft-)Matratze oder einem Balancierboard durchführen – bei Sitz, Platz und Steh im Wechsel ist Koordination gefordert und nebenbei werden alle Muskeln nahezu ganzheitlich beansprucht und schonend aufgebaut. Dasselbe gilt für Übungen aus dem Trickdogging oder Dogdancing, die allerdings dem wachsenden Bewegungsapparat Rechnung tragen sollten. Isometrische Übungen können zur Entspannung genutzt werden.
Vorbereitendes Führtraining am Fahrrad oder am Pferd, eine kleine Joggingeinheit im Rahmen des täglichen Spaziergangs sind möglich. Am Wasser spielen, planschen und den jungen Hund vorsichtig ans Schwimmen zu gewöhnen ist bei gutem Wetter möglich, optimal, wenn der junge Hund dabei nach entsprechender Gewöhnung eine Schwimmweste trägt. Mit Geschicklichkeits- und Führigkeitsübungen für Sportarten wie Agility, Dummytraining usw. kann im kleinen Rahmen begonnen werden. Apportierübungen sollten erst nach dem Zahnwechsel angefangen werden und das Gewicht der Dummys erst allmählich gesteigert werden. Im Spiel mit dem Menschen wird die Konzentration auf ihn und ein Spielobjekt gefördert, der junge Hund lernt, Spannung aufzubauen und wieder zur Ruhe zu finden. Gleichzeitig werden Verstärker aufgebaut, die später z. B. im Jagdkontrolltraining hilfreich sind. Die Arbeit auf kurzen Geruchsspuren sowie Zielobjektsuche trainieren Nase und Unterscheidungsvermögen unterschiedlicher Gerüche. Futtersuchspiele befriedigen Erkundungs- und Neugierverhalten, fördern die Konzentrationsfähigkeit und bieten wie die Nasenarbeit einen guten Ausgleich zur körperlichen Bewegung. So kann Abwechslung in das Training eingebaut werden und herausgefunden werden, welche Dinge dem Junghund Spaß machen und wo seine Interessen liegen. Erst ab einem Alter von 12-15 Monaten – je nach Rasse und Größe – ist der Hund körperlich so weit entwickelt, dass die Kondition aufgebaut werden und mit Ausdauer- oder Leistungssport (z. B. Zughundesport, Bikejöring, Canicross usw.) begonnen werden kann.
Im Junghundealter ist es wichtig, eine Basis für Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination zu schaffen und diese langsam fortschreitend und altersentsprechend aufzubauen. Hierbei sollen sich Anspannung, Spiel, Spaß, Konzentrationsfähigkeit, Ruhe und Entspannung die Waage halten. Der junge Hund soll Freude an der Erkundung der Welt haben, sich in Ruhe entwickeln dürfen, körperlich und geistig gefördert werden und in diesem Zusammenhang lernen, dass die Zusammenarbeit mit seinem Menschen jeden Tag von neuem das Größte ist. So ein Hund wird mit viel Motivation und Geschick neue Dinge lernen, auch wenn er ein Jahr oder älter ist, und mit solch einer soliden Basis bleibt er ein Leben lang neugierig und lernbegeistert.
Literaturangaben und Kontaktadressen zur Ernährungsberatung bei der Autorin.